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"Revolutionäre" Satteldesigns werden jedes Jahr auf den Markt geworfen. Viele dieser neuen Technologien haben für manche Fahrer einige Vorteile. Nichtsdestotrotz werden viele Fahrer am besten mit einer Technologie bedient, die sich seit hundert Jahren nicht mehr verändert hat. Damit sind Ledersättel gemeint.

Von den Anfängen bis hin zu den 1970er Jahren hatten so gut wie alle Fahrräder von guter Qualität einen Ledersattel. In den frühen 1970er Jahren kamen Kunststoffsättel auf. Heutzutage werden fast ausschließlich Spitzenklassen-Tourenfahrräder mit diesen althergebrachten Ledersätteln ausgestattet. Mag das heißen, dass Ledersättel heutzutage überflüssig sind? NEIN! Ledersättel sind genauso wenig überflüssig wie Lederfußbälle.

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Kunststoff vs. Leder

Kunststoffsättel haben vier wesentliche Vorteile gegenüber Ledersätteln:

  1. Sie sind leichter
  2. Sie sind wasserresistent
  3. Sie müssen nicht eingefahren werden
  4. Sie sind günstiger in der Anschaffung

Ledersättel haben jedoch nur einen Vorteile gegenüber Kunststoffsätteln. Dieser wiegt jedoch schwer:

  1. Ledersättel sind viel bequemer!

Ledersättel sind jedoch nicht für Jeden geeignet. Ledersättel sind wesentlich schwerer als solche aus synthetischem Material und müssen eingefahren werden. Ein neuer Ledersattel ist recht hart und unflexibel. Man benötigt mehrere hundert Kilometer, bis man ihn eingefahren hat. Zusätzlich benötigen sie Pflege und können sich zerstören, wenn sie nicht ausreichend gewartet werden.

Die meisten Fahrradfahrer, die heutzutage unterwegs sind, wurden zu regelmäßigen Fahrradfahren nachdem die Ledersättel vom Markt verschwunden sind und haben daher keine Erfahrung mit Ledersätteln als Standardausrüstung an einem neuen Fahrrad. So haben Sie keine Erfahrung mit der Pflege und dem Einfahren eines Solchen. Daraus resultiert, dass selbst recht erfahrene Fahrradfahrer, die mit den technischen Finessen eines Fahrrads vertraut sind, kein Wissen über Ledersättel besitzen. Meist haben sie irgendwo gehört, dass ein gut eingefahrener Ledersattel bequemer sein soll als ein Kunststoffsattel. Jedoch haben sie nicht die entfernteste Idee wie schwierig und schmerzvoll der Einfahrprozess wirklich ist.

Ein Ledersattel wird wie ein gutes Paar Schuhe beim Tragen weicher und formt sich selbst so um, dass er derjenigen Person perfekt passt, die ihn einfährt. Welcher Teil Deines Hintern auch immer am härtesten aufliegt ist egal. Der darunter liegende Teil des Sattels wird weicher werden und sich strecken, um die ungleichmäßige Druckverteilung auszugleichen. Dadurch passt sich der Sattel ganz exakt Deiner Po-Form an.

Die meisten Kunststoffsättel haben eine Gelschicht, um ein wenig Weichheit zu erzeugen. Das Gel und der Sattelunterbau können jedoch nur einem Durchschnittlichen Po angepasst werden und nicht exakt Deinem. Gel ist ein exzellenter Wärmeisolator. Daher hat man bei diesem Satteltyp besondere Probleme bei sehr heißem Wetter, weil Hitze und Feuchtigkeit gestaut werden.

Im Gegensatz dazu sind Ledersättel ausgesprochen gut bei heißem Wetter, da die Hitze nicht gestaut wird und die aufliegende Haut "atmen" kann. Daher sind sie kühler und erlauben dem Schweiß durch den Sattel zu verdunsten. Daher wird man hier weniger wunde Stelle oder gar Abschürfungen erleiden.

Zusätzlich wird beim Gel unter Deinen Sitzhöckern zusammengedrückt und verteilt sich unter - mit Verlaub - unter Deine Weichteile, die jetzt Druck aufnehmen müssen, für den sie nicht gemacht sind.

Gutes Leder vs. schlechtes Leder

Zu der Zeit, als Ledersättel die einzige Alternative waren, wurden gute Fahrräder mit guten Ledersätteln und billige Fahrräder mit schlechten Ledersätteln ausgestattet. Hier existiert ein maßgeblicher Unterschied. Zum einen werden gute Ledersättel mit dickem hochqualitativem Leder ausgestattet. Zusätzlich ist die Materialmaserung wichtig. Leder hat wie Holz eine natürliche Maserung. Wenn der Sattler aus einem Stück Leder die Satteldecke schneidet hat er die Wahl. Der billigste Weg ist es, so viele Lederstücke wie möglich aus der Haut zu schneiden. Der qualitativ bessere Weg besteht darin, die Maserung genau auf der Mitte der Satteldecke entlang laufen zu lassen.

Die billigen Ledersättel, wie sie auf billigen Fahrrädern bis in die 1970er Jahre verbaut wurden, werden nicht mehr hergestellt. Jedoch bleibt die Erinnerung an Sie bestehen. Manche dieser Sättel konnten sogar recht gut eingefahren werden und wurden ausgesprochen bequem. Die meisten hatten jedoch die Maserung falsch anliegen und wurden von schlechten Sätteln zu schlechteren Sätteln.

Früher gab es viele verschiedene Marken von Ledersätteln, jedoch standen nur zwei für absolute Spitzenqualität Brooks (England) und Ideale (Frankreich). Brooks scheint der einzige Überlebende zu sein. Es gibt noch einen niederländischen Hersteller Namens Leppers. Deren Sättel sind jedoch nicht weit verbreitet.

Wer benötigt einen Ledersattel?

Sheldon Brown meint, dass Ledersättel nicht für jeden geeignet sind. Sie sind jedoch für viele ernsthafte Fahrradfahrer die erste Wahl. Racer, die zumeist an kurzen Veranstaltungen teilnehmen, sollten aus Gewichtsgründen bei Kunststoff bleiben. Leute, die oft im Regen ohne Schutzbleche unterwegs sind, sollten bei Kunststoff bleiben, da übermäßige Feuchtigkeit das Leder schädigt. Leute, denen regelmäßige Wartung zuwider ist, sollten bei Kunststoff bleiben, da Leder Vernachlässigung nicht verzeiht.

Auf der anderen Seite sind Ledersättel die beste Wahl für Freizeit-/Sportradler und die unschlagbar beste Wahl für Langdistanzfahrer. Der Gelegenheitsfahrer, der nur am Wochenende mal auf das Fahrrad steigt sollte sich ebenfalls mit Leder auseinandersetzen, da er vermutlich einen "untrainierten" Po hat und härter im Sattel sitzt als ein sportlicher hart pedalierender Fahrer.

Ledersättel lassen sich recht schwer verkaufen. Viele Leute glauben, dass sie ausschließlich für Masochisten gemacht wurden. Das basiert auf dem übertriebenen Märchen vom schwer einzufahrenden Ledersattel, der auf den ersten tausend Kilometern extrem unbequem sei. Meistens sind die Leute erstaunt wie leicht man einen Ledersattel einfahren kann. Es gibt nur wenige Fahrradläden, die Ledersättel empfehlen und arbeiten somit gegen den landläufigen Trend. Wenn man eine gute Einfahranleitung erhalten hat und sich daran hält wird man schnell merken, dass man gut beraten wurde. Mancher Fahrer gibt jedoch schnell auf und wechselt den guten Ledersattel gegen das Kunststofftrendprodukt.

Einen Ledersattel einfahren

Falls ein Ledersattel nicht geölt wird und vor allem, wenn er immer wieder feucht wird und so gefahren wird, wird selbst das beste Leder brüchig und löst sich auf. Schlechte Ledersättel der 1960 und 1970er Jahre verformten sich sogar unter solchen widrigen Bedingungen.

Die einfachste und schnellste Methode einen neuen Sattel einzufahren besteht aus einer flüssigen Lederpflege wie zum Beispiel aus Klauenöl, Lexol, Robbenöl (ähem...) oder gar Baseballhandschuhöl. Die meisten Produkte findet man in Schuhläden und Sportartikelläden. Es gibt eine Menge anderer flüssigen Öle, die genau so gut arbeiten. Es soll sogar jemanden geben, der SAE 30 Motoröl benutzt. Jedoch sollen die Sättel, die hiermit behandelt werden schon nach wenigen hunderttausend Kilometern verschleißen. Pasten oder Wachse wie zum Beispiel Brooks Proofride, Sno-Seal oder Sattelseife funktionieren auch, jedoch dauert es wesentlich länger, einen Sattel auf diese Art einzufahren.

Man kann das Öl einfach auftropfen und mit der Hand einreiben. Für einen drastischen Effekt kann man den Sattel auch darin tränken. Der einfachste Weg einen Sattel in Öl zu tränken ist es, diesen umgedreht in eine Aluminiumschale zu legen und diese in etwa in Sattelform anzupassen. Gieße jetzt ungefähr 120 ml Klauenöl (oder Dein bevorzugtes Produkt) in die Schale und warte 30 Minuten, bis der Sattel das Öl aufgesogen hat. Das restliche Öl kann zur Wiederverwendung in die Flasche zurück und der Sattel sollte mit einem Papierhandtuch trocken gerieben werden. Danach kann der Sattel wieder auf dem Fahrrad montiert und gefahren werden. Hierbei werden sogar die widerstandsfähigsten Sättel (wie der Brooks Professional) in ungefähr 300 km eingefahren sein.

Die "Tränktechnik" ist am besten für sehr harte und schwer einzufahrende Sättel wie den Brooks Professional geeignet. Für die meisten Sättel ist jedoch das Einreiben ausreichend. Ein Sattel benötigt nicht mehr als eine Taufe mit der Flüssigkeit. Man sollte jedoch alle paar Wochen ein wenig Öl einreiben. Wenn der Sattel einmal weich und komfortabel geworden ist, braucht er nur alle paar Monate sehr wenig Öl, damit er nicht austrocknet.

Die meisten Ledersättel sind schwarz eingefärbt. Das Einölen des Sattel kann ein wenig dieser Färbung auswaschen und an der Kleidung haften bleiben. Daher sind die meisten Fahrradhosen schwarz. Helle Kleidung sollte man auf Ledersätteln nur auf eigenes Risiko tragen. Wenn Du Deine pinken Pirate-Lycra-Shorts trägst, solltest Du einen Sattelüberzug auf den Sattel ziehen.

Helle Ledersättel wie der Brooks Honey dunkeln durch die Behandlung mit Öl nach.

Anmerkung

Behandlung und Einfahren eines Ledersattels ist keine exakten Wissenschaft. Mancher behauptet, dass oben genannte Produkte dem Leder des Sattels schaden können. Falls absolute Sicherheit Dein oberstes Gebot ist, ist Brooks Proofride vermutlich der beste Ansatz. Der Einfahrzeitraum ist jedoch wesentlich länger als bei den oben beschriebenen Vorgehensweisen.

Das Schlimmste, das Du einem Sattel antun kannst, ist Vernachlässigung. Dadurch wird der Sattel austrocknen und spröde werden.

Einstellen der Bespannung

Die meisten Ledersättel haben eine Mutter zur Einstellung der Bespannung des Sattels unter der Sattelspitze. Glücklicherweise benötigt man für diese Mutter ein Spezialwerkzeug, so dass die meisten Leute nicht damit herumspielen. Sheldon Brown sagt, dass in den meisten Fällen, in denen jemand versucht hat die Bespannung einzustellen, der Sattel ruiniert wurde. Daher rät er dazu, die Finger davon zu lassen.

Wenn ein Ledersattel nach mehreren tausend Kilometern langsam zu weich und breit wird, kann es nützlich sein, ein paar Löcher in die Unterkanten der Sattelflanken zu bohren und sie unter dem Sattelgestell zusammen zu nähen..

Dadurch wird die Breite und Stabilität besser auf den Geschmack des Fahrers abgestimmt. Viele ältere Modell wurden mit einer Reihe Löcher an der genannten Unterkante ausgeliefert, um genau diesen Zweck zu erfüllen.

Sheldon Brown sagte, dass dies vermutlich nach viel Arbeit aussieht. Jedoch werden alle Fahrer, die diese Prozedur durchführen, am Ende feststellen, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Siehe auch

Quelle

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Leather saddles von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.