Schlauchlose Reifen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 13. November 2019, 10:44 Uhr

Pneumatische Reifen für Fahrradbereifung haben bis in die letzten Jahre Schläuche - luftdichte, doughnutförmige Ballons - benutzt. Motorgetriebene Fahrzeuge hatten mehr oder weniger bis in die 1960er Jahre hinein Schläuche. Innerhalb weniger Jahre wurden schlauchlose Systeme nahezu allgegenwärtig bei diesen Fahrzeugen.

Statt eines Schlauchs verschließt ein schlauchloser Reifen hermetisch mit den Felgenflanschen ab.

Die Felge muss luftdicht sein. Der Reifen hat eine glatte Dichtungssitzfläche, die durch den Luftdruck auswärts von innen gegen die Felgenflanken gedrückt werden. Der Montageprozess erfordert den Eisnatz von Seifenlauge oder einer speziellen seifenartigen Flüssigkeit, die den Reifen schmiert und einen semiverschließende Funktion aufweist. Zudem wird eine etwas glitischge Oberfläche hergestellt, die die Reifenwülste auf den Stufen der Felge befestigen.

Die Felgen motorbetriebener Fahrzeuge haben hohe Flansche, die es leicht machen, eine Versiegelung zu erzeugen. Die wesentliche kleineren Flansche einer Fahrradfelge machen das schwieriger. Auch haben Fahrradfelgen Speichenlöcher, die bis in das Felgenbett reichen. Felgenband schützt die Schläuche davor, in diese Löcher einzudringen. Es ist jedoch klassischerweise nicht luftdicht ausgelegt.

Seit ungefähr 2010 kamen schlauchlose Systeme für Fahrradreifen auf. Sie wurden zuerst auf dem Ersatzteilmarkt angeboten, sind inzwischen bei hochwertigen Fahrrädern aber fast schon Standard.


Schlauchlose Systeme

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene System für schlauchlose Reifen:

  1. Ein Tubeless-Ready System kann mit einer doppelwandigen Felge mit normalen Speichen un eingelassenen Speichenlöchern eingesetzt werden. Jedoch sind nicht alle diese Felgen passend für schlauchlosen Betrieb. Ein spezielles abdichtendes Felgenband wird eingesetzt. Dieses System für den Straßenbetrieb mit Reifen für schlauchlosen Betrieb als recht zuverlässig eingeschätzt. Es werden jedoch gelegentlich Berichte laut, bei denen die Reifen von der Felge rollen. Ein tubeless-ready System muss mit einer schleimigen Dichtflüssigkeit benutzt werden, das die initiale Abdichtung übernimmt und den Reifen gegen kleine Durchstiche abdichtet.
  2. Echte schlauchlose Systeme haben doppelwandige Felgen ohne Speichenlöcher im Felgenbett. Spezielle Speichenlöcher mit Gewinde im Felgeninnenrand (quasi die Außenseite der Felge) erlauben die Montage von Schraubösen, die an speziellen Speichen befestigt sind. Manchmal ist das Laufrad auch aus einem Stück (normalerweise gerne Carbon). Ein spezieller Schlüssel muss benutzt werden, um die Ösen zu drehen. Heutzutage (2018) wird dieses System ausschließlich als Komplettsatz verkauft. Ein echt schlauchloses System kann ohne Dichtflüssigkeit betrieben werden. Allerdings erhöht Dichtflüssigkeit die Zuverlässigkeit.

Vor- und Nachteile

Die angeblichen Vorteile schlauchloser Reifen sind:

  • Ohne Schlauch kann nur ein Einschlag, der stark genug ist, ein Loch in das Gewebe des Reifens zu reißen, einen Quetschriss erzeugen. Das ist insbesondere für den Geländeeinsatz wichtig, wo gerne mit geringerem Luftdruck gefahren wird.
  • Wenn man Dichtmittel benutzt, kann dieses kleine Löcher schnell verschließen, ohne dass man flicken müsste - das ist eine wünschenswerte Eigenschaft im Gelände wo mit Dornen usw. gerechnet werden muss. Man kann Dichtmittel natürlich auch in einen Schlauch einfüllen. Dann bleibt die Sauerei zumeist im Schlauch.
  • Es gibt die Behauptung, dass sich der Rollwiderstand leicht reduziert, weil die Seitenwände des Reifens ohne Schlauch dünner sind - auf der anderen Seite sind die Seitenwände schlauchloser Reifen meistens sehr steif und steife Seitenwände sorgen für höheren Rollwiderstand - das kennt man so von Straßenreifen. Rollwiderstand kann sich auch durch die bewegende Masse des Dichtmittels erhöhen. Jan Heine von Compass Cycles hat einige Testreihen gemacht und konnte keine Verbesserung im Rollwiderstand von schlauchlosen Reifen feststellen. Bei breiten Stollenreifen für den Geländeeinsatz hat man sowieso höheren Rollwiderstand.
  • Es gibt einen geringen Gewichtsvorteil. Man sollte jedoch trotzdem einen Ersatzschlauch mit sich herumtragen für den Fall eines Durchstichs, der sich nicht mit Dichtmittel beheben lässt.
  • Außer man hat ein Problem mit Undichtigkeit halten schlauchlose Reifen die Luft länger als reifen mit Schläuchen
  • Nicht alle konventionellen Reifen bleiben auf der Felge, wenn sie schnell platt werden oder platzen. Ein schlauchloser reifen bleibt auf der Felge. Das ist ein echter Sicherheitsvorteil und erlaubt es einem Fahrer im Falle eines Falles langsam zum nächsten Fahrradladen oder nach Hause zu fahren. Danach müsste der reifen dann aber in jedem Fall getauscht werden.
  • Man erlangt Ansehen, weil man die neueste und großartigste Technologie kauft.
  • Man hat Spaß(?) dabei, sich mit der neuesten und großartigesten Technologie zu befassen.

Nachteile sind:

  • Schlauchlose Reifen sind ein teures Luxusprodukt.
  • Das beste schlauchlose System erfordert den Kauf eines neuen Laufradsatzes, was die Kosten weiter erhöht. Die Auswahl ist überschaubar. Umrüsten von Felgen, die eigentlich nicht für schlauchlose Reifen vorgesehen sind, ist manchmal möglich, bei diesen hört man jedoch von Zuverlässigkeitsproblemen.
  • Schlauchlose Reifen für den Rennradeinsatz können nicht sicher bei hohen Luftdrücken betrieben werden, weil das Risiko besteht, dass sich der Reifen von der Felge abhebt (Möglicherweise hast Du andere Erfahrungen gemacht und schlauchlose Reifen für Rennräder sind noch nicht wirklich ausgereift (jetzt ist 2018!)
  • Reifen mit Schläuchen gewinnen durch ihre einfache Montage und Austauschbarkeit. Die Passung zwischen felge und Reifen muss bei schlauchlosen reifen sehr eng bemessen sind. Es muss besonders dauaf geachtet werden, bei der Montage weder Felge noch Reifenwulst zu beschädigen. es dürfen niemals Reifenheber aus Metall benutzt werden. Außer für einen besonders erfahrenen Heimmechaniker ist die Reparatur an einem schlauchlosen Reifen nur in der Fahrradwerkstatt möglich. Man muss sich entscheiden, ob man mehr platte Reifen und einfacher Reparatur oder weniger platten Reifen mit aufwändiger Reparatur haben möchte.
  • Ein starker Luftstoß eines Kompressors ist notwendig, um den Reifen auf die Felge zu setzen. Eine Rahmenpumpe arbeitet zu langsam, um den Reifen auf die Felge zu stoßen und Dichtheit zu erzeugen. Mancher Hersteller von schlauchlosen wirbt damit, dass dafür auch eine Standpumpe ausreiche - insbesondere bei schmalen Reifen, die sich schnell aufpumpen lassen. Einige neuere Rahmenpumpen sind so konstruiert, dass man mit ihnen einen voluminösen Luftstoß erzeugen kann. Eine CO2 Patrone funktioniert vermutlich auch - insbesondere bei einem schmalen Reifen. Jedoch muss der Reifen für Demontage und Montage vollständig entleert werden. Dann sollte man eine zweite CO2 Patrone zur Hand haben. Für die Erstbefüllung muss der Ventileinsatz entfernt werden, damit die Luft schneller einströmen kann.
  • Wegen des speziellen Dichtmittels, das auf die Reifenwulste aufgetragen werden muss, um eine Versiegelung herzustellen, sollte man für den Fall einer Reparatur, eine weitere Flasche davon auf Touren mitnehmen. Falls das Loch zu groß ist, um vom Dichtmittel vollständig wieder verschlossen zu werden, muss das Dichtmittel entfernt werden. Ob man flicken kann, ist jedoch fraglich. Im Fall, dass der Reifen einen Riss hat, der eine Schutzkappe erfordert, benötigt man einen Schlauch, der die Schutzkappe von innen festhalten kann. Mit einem Schlauch, das Reifenloch abzudecken und den Schlauch später zu wechseln ist eine andere Angelegenheit. Alles in Allem braucht man bei einem Platten auf der Straße bei einem Loch, das das Dichtmittel nicht schließen kann, einen Ersatzschlauch - und Werkzeuge, um das schlauchlose Ventil zu entfernen, das an der Felge befestigt ist - oder man hat einen Materialwagen mit Ersatzreifen, der einem folgt. Den reifen von der felge zu lösen, um den Schlauch zu montieren ist schwierig und schmutzig.
  • Dichtmittel, das Luftverlust bei einigen schlauchlosen Reifen-/Felgenkombinationen verhindert, trocknet aus und muss alle paar Monate nachgefüllt werden.
  • Es gibt Behauptungen, dass man schlauchlose Reifen mit geringerem Luftdruck fahren kann. Das ist nach Meinung von John Allen Marketinggewäsch. Ein spezieller Reifenhersteller spricht davon, das man seine Straßenreifen mit 13% weniger Luftdruck fahren kann. Das ist aber nur marginal signifikant. Ein nur leicht dickerer Reifen lässt weniger Luftdruck zu und erhöht den Fahrkomfort und erhöht gleichzeitig nicht den Rollwiderstand. Ein breiterer Reifen mit einem Schlauch, der vernünftig aufgepumpt ist, verhindert zudem Quetschrisse, weil er die Felge weiter von der Straße weghält und Felgenschäden vermeidet.
  • Ist das Fharen mit geringerem Luftdruck ein Vorteil oder ist es eine Einschränkung? Es gibt Berichte über von der felge abplatzende schlauchlose Reifen, die zu hart aufgepumpt waren. Zudem halten sie auch die Luft bei geringem Reifendruck (wie zum Beispiel bei geländetauglichen Reifen) nicht so gut. Kleine Bewegungen des Reifens gegen die Felge können den Reifen "rülpsen" lassen. Das passiert, wenn die Reifenkarkasse größeren lateralen Kräften ausgesetzt ist als sie verkraftet, so dass kleine Sektionen der abdichtenden Fläche aufgebogen wird und Luft entweichen lässt. Ein Fahrradfahrer entdeckt dies zumeist erst später, wenn er Dichtmittel entlang der Kante zwischen reifen und Felge entdeckt. Allerdings bleibt der Reifen nicht länger dicht, wenn der Reifendruck unter ein bestimmtes Maß gesunken ist. Dann entweicht die restliche Luft schlagartig. Ein Freund John Allens brach sich auf diese Weise die Hüfte bei einem Cyclocross-Rennen.
  • Jedes lose Stück innerhalb des Reifens wird herumrollen und wahrscheinlich Geräusche verursachen. Bei einem Schlauch wwerden Prtikel im Reifen durch den Luftdruck festgehalten.

Allgemeine Schlussfolgerungen des Autors

Seit mehr als 50 Jahren dominieren schlauchlose Reifen den motorisierten Verkehr und werden jetzt auch auf dem Fahrradmarkt eingeführt. Das ist keine Frage mangelnder Technologie sondern die Frage, was praktikabel ist.

Hochwertige Fahrradteile sind in den letzten Jahrzehnten sehr viel teurer geworden (auch nach Infaltionsabzug). Der Autor (und der Übersetzer) dieses Artikels schauen auf die heutzutage aufegrufenen Preise für die Spitzenprodukte und denken: "Das ist es nicht wert." Jedoch haben die Fahrrad(komponenten)hersteller Kunden, die nicht so denken. Leute lieben es, Geld für ihre Hobbies auszugeben und jagen ewig schwindenden Erträgen nach. Von Weinsnobs bis hin zu Leuten, die sich Zeug kaufen, damit ihre Autos noch lauter und schneller werden, benehmen sich die Leute alle gleich.

Auch wenn die Leute nicht wissen warum oder inwiefern etwas besser ist, hat man etwas, mit dem man angeben kann und auf das man ob des Besitzes stolz sein kann.

Der Autor (und zum Teil auch der Übersetzer) dieses Artikels konnte seinen Geschmack zu einer Zeit entwickeln, zu der man Fahrradteile mit den richtigen Werkzeugen, äußerst lange am Laben erhalten konnte. Wir konnten kleine Reparaturen erledigen und auch tägliche Erledigungen schaffen. Heutzutage muss man einen Drehmomentschlüssel und Fachwissen über dessen Anwendung haben, um die modischeren Bauteile am Fahrrad reparieren zu können. Ein internetfähiges Mobiltelefon ist inzwischen das Werkzeug der Wahl, wenn man unterwegs ein Problem lösen muss.

Alle in allem sind Reifen mit Schläuchen bei weitem die beste Wahl für Fahrradfahrer, die Interesse haben, Autarkie und vernünftigen Gegenwert für sein Geld zu bekommen.

Wir rätseln wohl über die Anziehungskraft schlauchloser Reifen, weil wir auf ein anderes Betriebssystem getaktet sind als die Zielgruppe.

Siehe auch

Quelle

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Using Tubeless Bicycle Tires von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist John Allen. Ergänzungen wurden von John Forester und John Schubert beigesteuert.