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Aufbau eines ("Low-Budget") Singlespeed-Renners (DIY - Do It Yourself)

„Singlespeed ist Rennrad!“, das ist ganz klar. Denn ein Singlespeed-Rennrad ist das ideale Gefährt, um in die Eingangrad-Szene hineinzuschnuppern. Wer schon einmal probiert hat, einige Kilometer mit möglichst gleichmäßiger Trittfrequenz auf einem Singlespeed-Renner dahinzugleiten, wird vom Fahrgefühl, von der Unkompliziertheit und vor allem von der Geräuschlosigkeit der Fortbewegung begeistert sein. Ein Singlespeed-Rennrad muss auch gar nicht teuer sein. Aus einem alten Rahmen und einigen Restteilen lässt sich mit etwas Geschick eine schneller Eingang-Flitzer zaubern.


DER RAHMEN

Als Rahmen bietet sich fast jeder günstige Rennradrahmen an.

 


Besonders wichtig ist, ihn günstig mit einer sogenannten BANDEROLE aufzumotzen und zu verzieren. Denn wenn der Singlespeeder erst mal - mangels vernünftiger Schaltung - sein Leben in Keller, Garage oder Wohnzimmer fristet, soll er wenigstens gut aussehen. Wie es geht, steht in unserem Artikel über die Banderole.

 


Danach prüft man, ob der Rahmen überhaupt für Singlespeed taugt. Es soll auch Leute geben, die vor dem Kauf prüfen! Ich halte das für kleinkariert und albern! Prima, fast horizontale Ausfallenden!

 


Die Kette kann so ohne zusätzliche Hardware gespannt werden: Wenn das Hinterrad in einem nach unten offenen Ausfallende steckt, und somit nicht im Ausfallende nach vorne oder hinten verschoben werden kann, muss man entweder solange mit kettenblättern und Ritzeln herumprobieren, bis eine Übersetzung gerade zufällig passt, ohne dass die Kette zu straff ist oder zu sehr durchhängt (wenn sich die Kette dann längt, kann man leider nicht nachspannen und sie fällt beim Beschleunigen vom Ritzel) oder man muss einen Kettenspanner bzw. ein altes Schaltwerk einbauen, das durch Federkraft die Kette immer gespannt hält, was allerdings scheiße aussieht. Und wie wir unter Schritt 1 gelernt haben, soll ein SSP Rennrad nicht scheiße aussehen!

DIE KURBEL

Am Besten eignet sich eine alte Exage Rennradkurbel in Verbindung mit einem neuen Dura Ace Kettenblatt. Das schreibe ich nicht, weil ich zufällig gerade so eine hier liegen hatte, nein, das ist meine Überzeugung. Aber: Andere Kombinationen gehen zur Not auch.

 


Da das zweite Kettenblatt wegfällt, feilt man entweder die Hülsenmuttern kürzer (wenn man Meich W. heißt und eh nur den ganzen Tag auf den Deich schaut) oder man fügt Unterlegscheiben dazwischen, wenn man ein normales Leben führt und keine zwei Stunden Zeit zum Feilen hat. Kettenblatt montieren und Kurbel festschrauben!

 


Bevor man die Kurbel festschraubt, ist übrigens noch der Einbau eines Innenlagers anzuraten.

DIE KETTENLINIE

Die Kettenlinie ist eine schöne Linie, deren Einbau von führenden Singlespeed-Philosophen empfohlen wird. Und damit nicht genug: Manche Singlespeed-Esoteriker behaupten sogar, eine gerade Kettenlinie sei das Non-Plus-Ultra!

Ihre Theorie stützt sich allerdings auf Erfahrungen von Singlespeed-FAHRENDEN Menschen und die These, dass das regelmäßige Herunterspringen der Kette bei schräger Kettenlinie und das daraus resultierende regelmäßige Auf-die-Fresse-Fliegen des Fahreres nicht nur seine Motivation, sondern auch sein Antlitz zerstören kann.

Ich werde diese akademisch geführte Diskussion hier nicht bewerten, sondern einfach zeigen, wie man eine gerade Kettenlinie einbaut:

Sobald die Kurbel montiert ist, misst man den Abstand des Kettenblattes (Ich messe die Aussenkante.) zur Fahrzeugmittelachse in zwei Schritten:

Erstens von der Linken Sitzrohrkante zur rechten Aussenkante des Kettenblattes (hier: 61 mm) ...

 


... und zweitens den Durchmesser des Sitzrohres (hier: 28 mm), um den Radius zu berechnen (hier: 14 mm).

 


Damit ergibt sich durch Subtraktion der Abstand der äußeren Kettenblatt-Kante zur Fahrzeugmitte (hier: 47mm).

DAS RITZEL

Ritzel gibt es viele: HG, UG, DX, starr, mit Freilauf, Schraub-, Steck-, etc. ...

Optimal geeignet für einen Singlespeeder ist eine normale "HG"-Kassettennabe mit Spacerringen und einem Shimano DX-Stahlritzel. Und das sage ich nicht, weil ich gerade zufällig noch diese Teile rumliegen habe. Nein, es ist meine Überzeugung!

 


Der Einbau des Ritzels und der Spacer ist ganz einfach. Allerdings wird der Eine oder Andere, der sich beim Kettenblatt die ganze Mühe des Ausrechnens gemacht hat, nun auch das Ritzel möglichst mit gleichem Abstand wie das Kettenblatt (in diesem Fall 47 mm) zur Fahrzeugmittelachse einbauen wollen.

Nichts einfacher als das: Nabenbreite bestimmen (hier: 126 mm), durch zwei dividieren (hier: 63 mm) und die oben errechneten 47 mm davon abziehen (hier: 16 mm). Dieses ist der Abstand, den der äußere Rand des Kettenblattes zum Ausfallende haben muss, damit der Abstand zur Fahrzeugmittelachse die vorgegebene 47 mm beträgt (bei 63mm Abstand Mittelachse zum Ausfallende). Jetzt muss man nur noch mit den verschieden breiten Spacern solange probieren, bis man die richtigen Werte erreicht hat.

 


So - und damit wären auch schon fast alle Singlespeed-spezifischen Teile eingebaut. Es fehlt noch eine Kette und ein Schnellspanner, evtl. auch noch eine Sicherung der Achse gegen Verrutschen (wenn man weniger Kraft hat, als ein kleines Mädchen, um die Schnellspanner zu zu machen).

DIE KETTE

Optimal ist eine möglichst Breite, seitlich unflexible stabile Kette. Ich habe mich allerdings für eine 12 Jahre alte HG Kette 7/8 entschieden, weil ich die nie mehr nachspannen muss. Im Prinzip kann man jede Kette nehmen, die von der Breite her zu den Ritzeln passt. Auf breite Ritzel passen nur breite Ketten, auf schmale Ritzel passsen breite und schmale Ketten.

Ausserdem gibt es das Gerücht, dass man eine Sicherung gegen das Verrutschen des Hinterrades braucht. Oder eine Nabe, die mit Vollachse und fetten 15er Achsmuttern bombenfest verschraubt werden kann. Das ist sicherlich nicht verkehrt, aber wer kein untergewichtigre Schwächlinge ist und sich einen original Shimano Schnellspanner leisten kann, braucht das nicht: Der normalgewichtige (90 - 120 kg) Singlespeeder schliesst seinen XT Schnellspanner einfach mit genau derselben Kraft, mit der er die Handbremse an seinem Auto anzieht, wenn er weiss, dass hinterher seine Frau damit wegfahren will, mit der er vorher Streit hatte.

Die Kettenspannung bei einem normalen, guten, urbanen und krediblen Singlespeedbike - also einem Bike mit FREILAUF - sollte so eingestellt werden, dass das untere Kettentrumm an der straffsten Stelle ca. 1 cm Spiel hat. Dazu dreht man die Kurbel langsam rückwärts und prüft in der Mitte zwischen Ritzel und Kettenblatt die Spannung an mehreren Stellen, da die Kette nie ganz gleichmäßig gespannt ist, weil Ritzel und/oder Kettenblatt immer etwa "eiern".

Fertig. NAJA, FAST.

So. Das war es. So baut man sich ein Road Singlespeed-Bike. Wer Lust hat, kann noch Bremsen, Stütze, Sattel, Gabel, Vorbau, Lenker und diverse Kleinteile montieren und zu guter Letzt noch ein Vorderrad einbauen. Ich bin noch nicht ganz so weit, finde das Ergebnis allerdings recht gelungen und elegant.

 


WARNUNG. ACHTUNG!

Aus gegebenem Anlass noch ein Hinweis:

Selbstverständlich kann bei Eurer Bastelei etwas schiefgehen und ihr könnt Euch z.B. versehentlich mit der Schieblehre den Finger abtrennen. Solltet ihr das Rad zum Fahren verwenden, könntet ihr auch stürzen. Und wenn ihr so crazy seid und beim Fahren in die Pedale tretet, kann die KURBEL brechen. Ausserdem könntet ihr irgendwann mal beim Scheissen vom Blitz erschlagen werden!

Für alle diese unangenehmen Zwischenfälle übernehmen ich, Wikipedalia und die gesamte Singlespeed-Community keinerlei Haftung!

Vielen Dank, dass Sie dieses kleine Pamphlet komplett gelesen haben. Beehren Sie uns bitte bald wieder!