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==Der letzte Aufbau== | ==Der letzte Aufbau== | ||
Sheldon war ein Anhänger des Glaubenssatzes, dass nichts so gut wie Übertreibung übertreibt. Daher wandelte er das OTB letztendlich zu einem Projektfahrrad. Als [[Specialized]] die Saturne X-22 [[Felge]] einführte, die die erste wirklich leichte und schmale 559 mm (26 Zoll MTB Grö0e) Felge war, kaufte er sich ein Paar von ihnen und dazu ein Paar [[Panracer]] 26 x 1,5 Radialreifen und modelte das Ganze zu einer 63 Gänge Maschine zusammen. Seine Hoffnung war, dass dieser Aufbau sowohl auf der Straße als auch abseits davon einfach alles können sollte. Der Rahmen hatte eine gute [[Bodenfreiheit]], so dass der geringere Reifendurchmessser leicht verkraftet werden konnte solange die Reifen nicht zu breit für den Abstand zwischen den [[Kettenstrebe]]n waren. | |||
Die Panracer Radialreifen zeigten sich allerdings als sehr unangenehm zu fahren (sie waren schnell und effizient, fühlten sich jedoch ständig so an, als ob man mit einem Platten fährt. Sie hatten bei schmalen Felgen eine laterale Weichheit, die nicht tolerierbar war). Daher wurden sie mit Specialized Streetstompers ersetzt, die sowohl auf der Straße als auch im Gelände gut funktionierten. Da Sheldon Brown bald merkte, dass er mit dem Fahrrad nicht gerne im Gelände fuhr, ersetzt er die Streetstompers durch "Fat Boys", die bis zuletzt noch auf dem Rad waren. (Kann man sich einen unpassenderen Namen für Reifen vorstellen, die zur Zeit der Markteinführung die dünnsten verfügbaren Reifen am Markt waren? Was hat sich Specialized nur dabei gedacht?). | |||
<center>''Es ist nicht so einfach, sieben Ritzel auf einer Sturmey-Archer Nabe zu montieren!'' | |||
[[Datei:Otbhub.jpeg|center|Sturmey-Archer Nabe mit Kettenschaltung ergänzt]] | [[Datei:Otbhub.jpeg|center|Sturmey-Archer Nabe mit Kettenschaltung ergänzt]] | ||
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==63 Gänge== | ===63 Gänge=== | ||
Zuletzt wurde das OTP mit einer Sturmey-Archer AW Drei-Gang-Nabe und sieben Ritzeln, die mit einer [[Dreifachkurbel]] angetrieben waren: 3 x 7 x 3 = 63 Gänge! Wenn Leute hörten, dass Sheldon Brown ein 63-Gänge Fahrrad gebaut hatte, war zumeist die erste Frage, ob man all diese Gänge wirklich benötigt. | |||
Die Antwort lautet selbstverständlich "Nein!". Tatsächlich benötigt man selbst bei einer Zehnfach-Schaltung nicht alle Gänge. Faktisch hat Sheldon Brown die meisten seiner Fahrradfahrten mit einem [[Eingangfahrrad]] (Fixed-Gear) erledigt. Niemand braucht wirklich 63 Gänge, aber es war eine amüsante technische Herausforderung, das Ganze zusammenzustecken. Zudem gibt es eine sehr hohe Bandbreite an Gängen mit sehr kleinen Abstufungen zwischen ihnen. Es gab sicherlich eine Menge Gänge, in denen das Fahrrad tatsächlich nie gefahren wurde. | |||
Tatsächlich war Sheldon Brown seiner Zeit vermutlich einige Jahre voraus, weil ein paar Jahre später [[Sachs]] eine Drei-Gang-Nabe auf den Markt brachte, die man mit einer Siebenfach-[[Kassette]] bestücken konnte. Nichtsdestotrotz war Sheldon Brown vermutlich der erste, der es geschafft hatte sieben Ritzel auf einer Sturmey-Archer Nabe funktionierend zu montieren. | |||
Die größte Herausforderung hierbei war genügend Achslänge zur Verfügung zu bekommen. Sheldon nahm die längste verfügbare Sturmey-Archer her, aber auch diese war viel zu kurz für eine normale Montage an der rechten Seite. Er bohrte mit einem konischen Kegelsenkbohrer eine Kegelsenke in den [[Schaltwerkadapter]] und schrägte die Kanten einer speziellen Achsmutter so ab, dass sie in die Kegelsenke passte. Dadurch waren nur fünf bis sechs Gewindegänge erfassbar. Jedoch verhinderte die Kegelsenke, dass die Achse vorwärts verrutschen konnte. Daher war das genug. Achsen von Nabenschaltungen fangen an zu rotieren, wenn sie nicht ordentlich abgestützt werden. Daher hatte Sheldon Brown extra viel Arbeit in die linke Seite gesteckt und eine passende [[Sicherungsscheibe]] eingepasst und zusätzlich mit zwei Muttern alles besonders fest verschraubt. | |||
Das [[Ritzelpaket]] war eine [[SunTour]] "Ultra 6" Einheit, die auf den Sturmey-Archer Mitnehmer (alter Stil) geschraubt wurde. Das bedeutet, dass diese Befestigung sehr viel Platz zwischen Freilauf und [[Speiche]]n lässt. Daher konnte Sheldon ein siebtes Ritzel platzieren. Er schraubte das Zusatzritzel (28 Zähne) an das 24-Zähne-Ritzel des Freilaufs fest. Ähnlich war er bei seinem 54-Gänge Tandem vorgegangen, wo einen Fünf-Gang 14-28 Freilauf in einen Sechs-Gang 14-36 Freilauf verwandelte, indem er ein altes TA [[Kettenblatt]] als größtes Ritzel verwendete. | |||
==Die Bremsen== | ==Die Bremsen== | ||
Durch den Austausch der originalen 622 mm (700C) Laufräder gegen die 559 mm (26 Zoll) Laufräder erreichten die Bremsen nicht mehr die Felgen. Bei der Hinterradbremse nahm Sheldon Brown [[Seitenzugbremse]]n vom BMX. Für die Vorderradbremse wollte er jedoch die originalen [[Mafac]] [[Mittelzugbremse]] behalten. Daher baute er sich eine Verlängerung des Bremsenmontagepunkts. | |||
Dazu nahm er zwei kurze Streifen Aluminium Stangen (<sup>3</sup>/<sub>4</sub>" x <sup>1</sup>/<sub>8</sub>") und bohrte 6 mm Löcher in das Ende jeden Streifens. Die oberen Enden schraubte er jeweils einen vorne und einen hinten in die Löcher der Gabelkrone, wo sonst die Bremsenzange montiert wird. Die Bremse wurde in die beiden unteren Löcher der beiden Streifen geschraubt. Dabei stecke er einen großen Stapel Unterlegscheiben zwischen die Streifen, um sie auf Abstand zu halten. | |||
Zu diesem Thema gibt es einen eigenen Artikel [[Selbstbau "Drop Bolts"]], in dem dieser Vorgang genauer erklärt wird. | |||
===Doppelt angesteuerte Vorderradbremse=== | |||
Als Sheldon einen Ansteck-[[Aerolenker]] montierte, fand er es ein wenig furchteinflößend, mit den Händen so weit weg vom Bremshebel schnell zu fahren. Daher rüstete er einen zweiten Bremshebel nach. So konnte er die Bremse sowohl vom normalen Lenker als auch vom Anstecklenker aus bedienen. Er entwickelte einen speziellen [[Querzugträger]], der einen [[Zuganschlag]] statt einer [[Zugklemmschraube]] hatte. Ein einzelner Zug verläuft in einer [[Zughülle]] vom Aerolenker-Bremshebel, macht eine Schleife und kommt von unten am Querzugträger an. Wenn man den Bremshebel am Aerolenker bedient, drückt die Zughülle den Querzugträger aufwärts. Der Bremszug vom "normalen" Lenker verläuft wie gewohnt von oben an den Querzugträger. Einer der Hebel trägt eine Zugklemmschraube, um das offene Ende des Zugs festzuklemmen. | |||
Der Bremshebel am Aerolenker ist der eines [[Freestyle]]-Fahrrads, der einen Stop-Knopf hat. So kann er festgeklemmt werden und als Parkbremse dienen. Diese handliche Eigenschaft hatte Sheldon Brown an mehreren seiner Fahrräder. Es dient als praktischer Wegrollschutz, wenn man sein Fahrrad an eine Wand oder ein anderes Objekt lehnt. Gleichzeitig ist das eine minimale Sicherung gegen einen opportunistischen Dieb, wenn man in wenig risikoreichen Gebieten, kurze Erledigungen durchführen möchte. | |||
[[Datei:Otbfv.jpeg|center|OTB Frontansicht]] | [[Datei:Otbfv.jpeg|center|OTB Frontansicht]] | ||
[[Datei:Otbbars.jpeg|center|OTB Lenkeraufbau]] | [[Datei:Otbbars.jpeg|center|OTB Lenkeraufbau]] | ||
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''Drei Bremshebel! Das sind eine Menge Züge!'' | |||
[[Datei:Otbf.jpeg|center|OTB Lenkeransicht mit Verkabelung]] | [[Datei:Otbf.jpeg|center|OTB Lenkeransicht mit Verkabelung]] | ||
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==Siehe auch== | |||
* [[Selbstbau "Drop Bolts"]] | |||
==Quelle== | ==Quelle== | ||
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