Rahmen aufweiten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. März 2009, 01:15 Uhr
Alter Rahmen – Neue Teile (Bilder zu diesem Artikel werden demnächst hinzugefügt!)
In den letzten 40 Jahren wurden die handelsüblichen Kettenschaltungen systematisch verbessert. Schaltindexe vereinfachen den Schaltvorgang, kombinierte Schalt-/Bremshebel bieten den Komfort nicht mehr die Hand vom Lenker nehmen zu müssen und niedrige Gänge helfen alten Radfahrer steile Berge zu erklimmen.
Während die Kettenschaltungen jedes Jahr verbessert wurden, sind die Rahmen nicht oder nur wenig verbessert worden. In vielen Punkten sind die Fahrradrahmen mit der Zeit sogar schlechter geworden! Ältere Rahmen wurden häufig für Touren und Erholungsfahrten entworfen und sind daher komfortabler und ruhiger zu fahren. Ein heutiger Rahmen ist eher für Radrennen optimiert wurden. Daher haben alte Rahmen häufig den Vorteil das sie Platz bieten für breite Reifen und Schutzbleche. Das macht sie wiederum für Leute interessanter, die nicht nur bei schönem Wetter fahren wollen. Aber nun, vielleicht hast du einen alten Rahmen an dem hängst und den du aus sentimentalen Gründen nicht abgeben möchtest? Es ist ja nicht schwer ein Rad an sich zu binden, das einen tausende von Kilometern transportiert hat.
Falls du also alte Rahmen magst aber nicht das dazugehörige antiquierte Schaltsystem, dann bleibt dir nur die Möglichkeit dein Rad mit neuen aktuellen Teilen, wie Schaltwerk, Kurbel, Schalthebeln u.s.w. aufzurüsten. Eine häufige Frage ist dann: „ Passt denn mein neues Laufrad in den alten Rahmen?“. Oft ist die Antwort jedoch leider „Nein!“, denn Naben neueren Datums sind breiter und die Achsen länger.Aber du musst ein „Nein“ nicht als Antwort akzeptieren. Denn alte Rahmen, wenn sie aus Stahl hergestellt wurden, können modifiziert werden. Der Prozess wird in der Metallbranche „Kaltverformen“ genannt, was nicht anderes bedeutet, als das wir den Rahmen hinten durch eigene Kraft aufweiten.
Aufnahmebreite
In einem Fahrradrahmen sollten die später genutzten Laufräder genau hinein passen. Alte Rahmen haben häufig eine geringere Aufnahmenbreite als heutige Rahmen. Damit du weißt, ob deine Naben tatsächlich passen, musst du die Aufnahmebreite des Rahmens bestimmen. Dazu misst du den Abstand zwischen den Innenseiten der beiden Ausfallenden.
Die Breite einer Nabe wird an den Außenseiten den Abschlussschrauben einer Nabe gemessen (nicht an den Achsenden!).
Typische Standardbreiten alter und neuer Systeme:
Aufnahmebreite | Art des Rahmens |
---|---|
91 mm | Low-end Vorderradnaben |
96 mm | Alte Vorderradnaben, speziell französische |
100 mm | Moderne Vorderradnaben |
110 mm | Alte Bahn-, Single-Speed- oder Freilaufnaben. Weiter Vorderradnaben für Downhill Bikes mit 20 mm Achse |
114 mm | 3 – 4 Gang Hinterradnaben |
120 mm | 5 Gang Hinterradnaben, Ultra 6, Neuere Bahnnaben |
126 mm | 6 und 7- Gang Hinterradnaben (Rennrad) |
130 mm | 7 Gang Hinterradnabe (MTB) und 8, 9 und 10 Gang Hinterradnaben (Rennrad) |
135 mm | 7, 8 und 9 Gang Hinterradnaben (MTB) |
140 mm | Tandem Hinterradnaben |
145 mm | Neuere Tandem Hinterradnaben |
150 mm | Retro Chopper, einige Downhill und Freeride Modelle |
160 mm | Tandem Hinterradnaben (neuer Santana Standard) |
Nabenachse verbreitern / unterfüttern
Damit deine Nabe optimal in die Aufnahmebreite des Rahmens passt, muss eventuell die Nabenbreite angepasst werden. Ist die Nabe zu schmal, dann kann die Breite folgendermaßen verändert werden:
Naben mit konventionellen Gewindeachsen können häufig verbreitert werden, indem Unterlegscheiben (Spacer) in verschiedenen Breiten, auf die Achse zwischen Konus und Abschlussschraube hinzugefügt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, das die Nabe und die Felge später mittig im Rahmen stehen.
Bei Schaltungsnaben müssen die Spacer eventuell nur auf der linken Nabenseite montiert werden, damit sie der Schaltungskassette und dem Umwerfer nicht ihre Arbeit erschweren. Dies bedeutet dann, dass die Felge nachgespeicht werden muss. Nachspeichen sorgt dafür, dass die Felge wieder mittig im Rahmen läuft. Falls du noch nie ein Rad eingespeicht oder nachgespeicht hast, wende dich besser an einen Fachmann auf diesem Gebiet.
Typische Schnellspannerachsen sind häufig 10-12 mm breiter als die Abschlussschrauben der Achse. Das gibt dir etwa 5-6 mm Spielraum auf jeder Seite. Für einen sicheren Sitz im Rahmen reichen 2-3 mm locker aus (Es gibt sogar Leute die Ihre Naben nur mit einem Shimano-Schnellspanner im Rahmen halten).
Rahmen aufweiten
Falls du nun einen Stahlrahmen hast, dann kannst du diesen für breitere Naben aufweiten.
Als erstes solltest du unbedingt noch einmal überprüfen, ob es für dich keine andere Möglichkeit gibt. Es gibt so viele verschiedene Naben, das es leicht sein kann mit ein wenig Suche die ideal passende, für deinen Rahmen und Zweck, zu finden.
Denn es gibt keine generelle Garantie, dass das Aufweiten des Rahmens nicht zu einer starken Beschädigung führt!
Rahmen aufspreizen
Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten einen Rahmen zu spreizen. Die einfachste Methode ist es einen Hebel zu benutzen. Ein Kantholz, mit den Massen 5 x 10 Zentimetern und einer Länge von etwa 1,50 – 1,80 m, wäre dafür gut geeignet.
Zum weiteren Vorgehen befolge die nächsten Schritte:
- Entferne die Räder, Schutzbleche, Getränkehalter und alle Teile die dem Kantholz im Weg sein könnten.
- Lege das Rad auf die Seite mit dem Lenker zur Decke zeigend
- Stecke das Kantholz in das hintere Rahmendreieck, so dass es an der Innenseite des oben liegenden Ausfallendes und über das Sitzrohr vorbei führt. Der längere Teil des Holzes sollte dabei hinter dem Ausfallende rausstehen.
- Lege das Endstück des Kantholzes auf einen Stuhl oder einen erhöhten Gegenstand damit der Rahmen in der Luft hängt und nur die Gabel und das Steuerrohr Kontakt zum Boden haben.
- Drücke nun vorsichtig auf das Kantholz, dort wo es auf das Sattelrohr trifft.
- Vergewissere dich das der Rahmen etwas aufgeweitet wurde
- Falls sich noch nichts verändert hat, versuche es noch einmal. Versuche etwas mehr Kraft auf zu wenden. Doch beachte dass es immer nur um einige Millimeter geht!
- Nun ist die andere Seite dran
Überprüfen des Ergebnisses und der Symmetrie
Wenn du nun den Rahmen vorsichtig aufgeweitet hast, musst du dein Ergebnis überprüfen. Es ist sehr wichtig das beide Ausfallenden, gleich weit von der Rahmenmitte entfernt liegen. Da Du wahrscheinlich keine Rahmenlehre zur Verfügung stehen hast, musst du es mit einfacheren Mitteln überprüfen. Spanne dazu mit einem Faden ein Dreieck, mit den Ausfallenden und dem Steuerrohr als Eckpunkte. Nun miss die Entfernung des Fadens zum Sitzrohr, diese muss auf beiden Seiten gleich sein. Fall dies nicht der Fall ist musst du gegebenenenfalls den Rahmen mit dem Kantholz weiter nacharbeiten.
Ausfallenden nachrichten
Falls du deinen Rahmen nun aufgeweitet hast, kann es vorkommen, dass die Ausfallenden nicht mehr parallel zueinander stehen. Beispiel: Wenn der Rahmen um 5-10 mm verbreitert wurde, verändert sich der Winkel der Ausfallenden etwa um ein drittel Grad.
Diese Schiefstellung führt zu ungleichmäßigen Belastungen der Nabe und Achse und in der Folge, möglicherweise zu Brüchen und Beschädigungen derselben.
Es gibt leider kein „unprofessionelles“ Werkzeug um die Ausfallenden nachzurichten, außer einer guten Zange und einem guten Auge. Daher empfehle ich dir, damit zu deinem örtlichen Fachhändler zu gehen!
Links
Bilder und Originalartikel von Sheldon „Cold Set“ Brown findest du unter: http://sheldonbrown.com/frame-spacing.html