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Es gibt eine klassische Folklore, dass radial eingespeichte Räder durch die etwas kürzeren Speichenlängen unnachgiebiger seien. [[Jobts Brandt]] reißt dieses Trugbild auf schöne Weise ein: | Es gibt eine klassische Folklore, dass radial eingespeichte Räder durch die etwas kürzeren Speichenlängen unnachgiebiger seien. [[Jobts Brandt]] reißt dieses Trugbild auf schöne Weise ein: | ||
...''radiales Einspeichmuster macht das Laufrad härter. Man kann tatsächlich Unebenheiten stärker spüren als bei einem Laufrad mit dreifach- oder vierfach-gekreuzten Einspeichmuster.''<br /><br />Ich denke, dass man sich das nur einbildet. Es gibt keinen Unterschied in der radialen Elastizität zwischen radial und dreifach-gekreuzten Laufrädern, das aus den gleichen Komponenten | ...''radiales Einspeichmuster macht das Laufrad härter. Man kann tatsächlich Unebenheiten stärker spüren als bei einem Laufrad mit dreifach- oder vierfach-gekreuzten Einspeichmuster.''<br /><br />Ich denke, dass man sich das nur einbildet. Es gibt keinen Unterschied in der radialen Elastizität zwischen radial und dreifach-gekreuzten Laufrädern, das aus den gleichen Komponenten hergestellt wird. Eine 290 mm Speiche ist rund 3% verwindungssteifer als eine 300 mm Speiche des gleichen Typs. Das ergibt sich daraus, dass Speichen sich in etwa um 0,1 mm strecken, wenn man über eine wirklich harte Unebenheit fährt. Damit ergibt sich eine Differenz von 3% x 0,1 mm = 0,003 mm. Normales Papier hat eine Dicke von rund 0,075 mm und wenn das Du wirklich spürst, wenn Du mit Deinem Reifen darüber rollst, dann teile dies der ganzen Welt mit. Du bist nämlich ungefähr genau so sensibel wie die ''Prinzessin auf der Erbse'' aus dem gleichnamigen Märchen.<br /><br />Wenn diese Geschichte nicht so verbreitet wäre, könnte man von einer aufgesetzten Story sprechen - das ist es aber nicht. Es ist erstaunlich wie Menschen dazu neigen unglaubliche Dinge zu glauben. Je unglaublicher desto stärker ist der Glaube daran. | ||
Version vom 25. September 2009, 19:26 Uhr
Das älteste und einfachste Einspeichmuster ist das radiale Muster. Die Speichen verlauf geradlinig von der Nabe zur Felge. Dieses Muster ist nicht gut geeignet, das Drehmoment des Antriebs oder einer Nabenbremse zu übertragen und ist daher nur für Vorderräder geeignet.
Es gibt eine klassische Folklore, dass radial eingespeichte Räder durch die etwas kürzeren Speichenlängen unnachgiebiger seien. Jobts Brandt reißt dieses Trugbild auf schöne Weise ein:
...radiales Einspeichmuster macht das Laufrad härter. Man kann tatsächlich Unebenheiten stärker spüren als bei einem Laufrad mit dreifach- oder vierfach-gekreuzten Einspeichmuster.
Ich denke, dass man sich das nur einbildet. Es gibt keinen Unterschied in der radialen Elastizität zwischen radial und dreifach-gekreuzten Laufrädern, das aus den gleichen Komponenten hergestellt wird. Eine 290 mm Speiche ist rund 3% verwindungssteifer als eine 300 mm Speiche des gleichen Typs. Das ergibt sich daraus, dass Speichen sich in etwa um 0,1 mm strecken, wenn man über eine wirklich harte Unebenheit fährt. Damit ergibt sich eine Differenz von 3% x 0,1 mm = 0,003 mm. Normales Papier hat eine Dicke von rund 0,075 mm und wenn das Du wirklich spürst, wenn Du mit Deinem Reifen darüber rollst, dann teile dies der ganzen Welt mit. Du bist nämlich ungefähr genau so sensibel wie die Prinzessin auf der Erbse aus dem gleichnamigen Märchen.
Wenn diese Geschichte nicht so verbreitet wäre, könnte man von einer aufgesetzten Story sprechen - das ist es aber nicht. Es ist erstaunlich wie Menschen dazu neigen unglaubliche Dinge zu glauben. Je unglaublicher desto stärker ist der Glaube daran.
Sheldon Brown ergänzt noch, dass die Auslenkung des Reifens, der Gabel, des Vorbaus und des Lenkers um Größenordnungen höher sind als die theoretisch spürbare Verformungsunterschied der Speichen. Der Unterschied in der Elastizität von Speichen unterschiedlicher Dicke ist wesentlich stärker als die 3%, die im Längenunterschied stecken. Jedoch beschwert sich niemand über die Härte von Laufrädern, die mit Speichen unterschiedlicher Dicke eingespeicht sind.
Quellen
Dieser Artikel basiert auf dem Glossar von der Website Sheldon Browns. Der Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.