Ein bequemer Sattel
Jeder hätte gerne einen bequemen Sattel an seinem Fahrrad. Es ist aber nicht offensichtlich, was einen bequemen Sattel ausmacht.
Jedes Frühjahr verkaufen Fahrradhändler bargeweise neue Sättel an Radfahrer, weil deren alte Sättel unbequem geworden seien nachdem sie im Herbst mit dem Fahrradfahren aufgehört haben. Sie sind jetzt die ersten ein oder zwei Touren gefahren und fanden den Sattel weniger bequem als sie ihn in Erinnerung hatten. Sie haben von den neuesten hippen Sattelgimmicks gehört und wollen unbedingt einen soclhen Sattel haben!
Sie kaufen den neuen Satel und schrauben ihn ans Fahrrad, fahren ein paar mal und glauben, dass der neue Sattel viel bequemer sei als der Alte. Sie erzählen es allen ihren Freunden und dass sie unbedingt auch genau diesen Sattel bräuchten...
War das wirklich der neue Hightech-Sattel? Oder hatte sich der Fahrer nur vom alten Sattel entwöhnt über die Winterpause? In den meisten Fällen ist nur notwendig, sich ein paar mal auf das Rad zu schwingen und ein paar länger werdende Fahrten zu unternehmen, um sich wieder seinen guten und gut eingestellten Sattel zu gewöhnen. Falls Du Dich früher schon auf Deinem Sattel wohlgefühlt hast, kaufe nicht zu schnell einen Neuen.
Es ist Dir aufgefallen, dass Sheldon Brown von einem "Sattel" und nicht von einem "Sitz" spricht. Der Grund ist, dass ein "Sitz" gebaut wurde um Dein ganzes Gewicht zu tragen. Liegeräder haben Sitze, konventionelle Fahrräder jedoch haben "Sättel". Ein Sattel wurde gebaut, nur einen Teil Deines Gewichts zu tragen. Der Rest des Gewichts wird von Deinen Beinen, Händen und Armen getragen.
Ein aus der Form geratener Fahrradfahrer, der mehrere Monate nicht auf dem Fahrrad gesessen hatm, wird mit viel Kraft wieder neu starten aber die Beine werden schnell müde. Sobald Beine ermüden, wird der Fahrradfahrer mehr Gewicht auf den Sattel geben und dann geht es mit demn Schmerzen los. Die meisten Klagen über Sättel lassen sich meist genau darauf zurückführen, dass der Fahrer zu schnell ermüdete bei seiner ersten langen Fahrt in der Saison, ohne darau7f vorbereitet gewesen zu sein.
Falls Du mehrere Monate nicht mehr im Sattel gesessen hast, solltest Du damit rechnen, wund zu werden , sobald Du eine ernsthaft längere Strecke fährst.
SWollte die Pause mehrere Monate oder gar Jahre gedauert haben, lege erst einmal mit wenigen kurzen Fahrten los, höchstens 2-3 Kilometer. Erhöhe mit der Zeit unmekrlich die zurückgelegte Distanz. Das kann sehr frustrierend sein, es dauert jdeoch eine ganze Weile, Dein Hinterteil wieder ans Fahrradfahren zu gewöhnen. Jeder, der halbwegs gut in Form ist, kann sich jederzeit für 20-30km auf sein Fahrrad schwingen. Wenn man sich nicht wieder an das Fahrradfahren gewöhnt hat, kommt man als Untrainierter als körperliches Wrack zurück.
Das soll nicht bedeuten, dass es nicht bedeutende Unterschiede bei Sätteln gibt oder dass es egal ist, welchen Sattel Du fährst. Es ist jedoch ein Fakt, dass Sättel, die als Originalaustattung an Fahrrädern verbaut werden meist denjenigen unterlegen sind, die man als gute Sättel im Fachhandel erwerben kann.
Hart oder weich?
Falls ein Radfahrer einen Sattel unbewuem findet, sucht er meist im ersten Anlauf nach einem weicheren Modell. Dies stellt sich meist als Fehler heraus. Genu wie die weiche Matratze nicht unbedingt die komfortbelste Methode ist, sich zu betten, so ist der weichere Sattel nicht unbedingt der bequemste zum Radfahren.
Das Sitzbeinhöcker-Problem
Stelle Dir vor, Du säßest auf einem Tisch. Dein Gewicht wird dann von den beiden Auswölbungen des Beckenknochens - den Sitzbeinhöckern (Tuber ischiadicum) - getragen. Dies sind die Teile Deines Körpers, die dazu da sind, Dein sitzendes Gewicht zu tragen. Die meisten sattelspezifischen Unbehaglichkeiten rühren daher, dass das Gewicht von den Weichteilen zwischen diesen beiden Höckern getragen wird.
Das kann man sich in etwa so vortellen, dass man jetzt ein Kissen auf den Tisch legt und sich darauf setzt. Deine Sitzhöcker sinken durch das Gewicht bis zum Tisch durch und das Kissen wölbt sich dazwischen leicht nach oben. Der Unterschied ist, dass Du nun Druck zwischen den Sitzhöckern vom Kissen spürst.
Viele Radfahrer sind sich dieses Problems nicht bewusst und viele Sättel sind so hergestellt, dass man glaubt, der Komfort ließe sich dadaurch ablesen, wie weit man mit dem Daumen in das Gewebe des Sattels drücken kann. Diese Art Sättel sind aber nur für kurze Fahrten bequem (wobei ein unerfahrener Radfahrer diesen meist komfortabler findet als einen guten Sattel, solange die Fahrt nicht länger als zwei bis drei Kilometer dauert)
Sättel mit dicker Polsterung sind häufig die Ursache für schmerzhafte Aufscheuerungen auf der Innenseite der Oberschenkel bei längeren Touren.
Quellen
- Dieser Artikel basiert auf dem Artikel A Comfortable Saddle von der Website Sheldon Browns. Der Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.