Schaltwerk und Umwerfer
Schaltwerk
Das Schaltwerk ist ein Mechanismus, um die Kette am Hinterrad zwischen den einzelnen Ritzeln schalten zu können.
Ein typisches Schaltwerk besteht aus einem (Schräg-)Parallelogramm, das den Schaltkäfig bewegt. Dieser Käfig beinhaltet normalerweise zwei Schaltrollen mit 10 bzw. 11 Zähnen, die obere Führungsrolle und die untere Spannrolle.
Schaltwerke können je nach Käfiglänge unterschiedliche Kapazitäten haben. So existieren lange (long-cage), mittlere (medium-cage) und kurze (short-cage) Schaltkäfige.
Umwerfer
Der Umwerfer ist ein Mechanismus, um die Kette an der Kurbel zwischen den einzelnen Gängen schalten zu können.
Ein typischer Umwerfer besteht aus einem Parallelogramm, das einen Käfig bewegt. Durch diesen Käfig verläuft die Kette und schiebt bzw. zieht die Kette in Richtung des gewünschten Kettenblatts
Dabei können unterschiedliche Umwerfer unterschiedliche Kapazitäten haben.
Kapazität
Die größte mögliche Differenz an Zähnen zwischen dem kleinsten und größten Ritzel oder Kettenblatt, die ein Schaltwerk oder ein Umwerfer verarbeiten kann, wird die Kapazität genannt.
- Vorderer Umwerfer
Wenn der vordere Umwerfer hoch genug montiert wurde, damit das größte Kettenblatt gerade noch ohne Schliefen durchreicht, ergibt sich die Größe des kleinsten Kettenblattes automatisch dadurch, dass in der niedrigsten Stellung des Umwerfers, die Kette gerade so nicht an der Unterseite des Käfigs schleift. Unterschiedliche Umwerfer habe unterschiedliche Kapazitäten, je nachdem wie groß der Käfig ist. Dabei wird die Kapazität in einer Zähnezahl ausgedrückt, die die Differnez zwischen größtem und kleinstem Kettenblatt darstellt. Zum Beispiel benötigt ein Kurbelsatz mit 52/42/30 Kettenblättern einen Umwerfer mit einer Mindestkapazität von 22 Zähnen (52 - 30 = 22).
Die Umwerfer sind so gebaut, dass sie durch ihre Formgebung eine bestimmte maximale Kettenblattgröße erlauben. Falls das größte Kettenblatt größer als diese Vorgabe ist, sinkt die Kapazität. Falls das große Kettenblatt wesentlich kleiner ist als diese Vorgabe, leidet die Schaltpräzision. Man muss den Umwerfer in dem Fall ständig nachjustieren, wenn man im hinteren Schaltwerk auf die Extrempositionen schaltet.
- Hinteres Schaltwerk
Bei hinteren Schaltwerken bezieht sich die Kapazität auf die mögliche Kettenentspannung, die das Schaltwerk noch ausgleichen kann. Dabei wird die Reichweite des vorderen Kurbelsatzes hinzuaddiert. Wen man also das Beispiel von oben nimmt (22 Zähne Kapazität) und ein Ritzelpaket mit einer Bandbreite 12-28 Zähne (16 Zähne Differenz) ergibt sich eine theoretische Kapazität von 38 Zähnen (22 vorne + 16 hinten).
Die Hersteller spezifizieren hier allerdings sehr konservativ. Sie müssen einfach damit rechnen, dass Ihre Schaltwerke an inkompetente Fahrradfahrer verklauft werden, die den Antrieb missbrauchen, indem sie das kleinste Ketttenblatt mit dem kleinsten Ritzel zusammen benutzen.
Kompetente Fahrradfahrer können die theoretische Kapazität noch übersteigen. Sie werden nicht das kleinste Kettenblatt mit dem kleinsten Ritzel zusmammen fahren. Daher ist es egal, ob die Kette möglicherweise in diesen Gangkombinationen durchhängt.
Hintere Schaltwerke sind meist für eine maximal größtes Ritzel ausgelegt. Wenn man diese Größe zu sehr überschreitet, berührt die Spannrolle dieses größte Ritzel, wenn man den leichtesten Gang benutzt.
Die spezifizierte maximale Ritzelgröße ist meist deutlich unter dem angesetzt, was in der Praxis noch funktioniert. So sind zum Beispiel die Straßenmodelle von Shimano mit einer maximalen Größe von 27 Zähnen spezifiert, da das die normale größte Ritzelgröße der Standardritzelpaket bei den Straßengruppen ist. Dabei können sogar die Modell mit kurzem Käfig Ritzel mit 30 Zähnen bedienen (etwas abhängig vom Rahmenschaltauge - manchmal kann man doch nur maximal 28 Zähne benutzen).
- Mystik
Sheldon Brown erwähnt noch, dass viele Leute sich von Schaltwerken eingeschüchtern und verwirren lassen. Sie sind jedoch sehr preiswerte Bauteile, die leicht zu ersetzen sind. Daher wäre es dumm, sich wegen der Begrenzungen eines bestimmten Schaltwerkmodells von seinen persönlich bevorzugten Kapazitäten des Schaltwerks abbringen zu lassen.
Siehe auch
Quellen
Dieser Artikel basiert auf dem Glossar von der Website Sheldon Browns. Der Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.