Innenlager ausbauen

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Version vom 13. Januar 2009, 08:18 Uhr von Bikegeissel (Diskussion | Beiträge) (Jede Menge... bisschen Rechtschreibung, Verlinkungen, usw...)

Du willst aus irgendwelchen Gründen das Innenlager ausbauen? Generell gilt bei den meisten Innenlagern: Beide Schalen werden nach vorne gelöst. Auf der rechten Seite befindet sich also ein Linksgewinde. Die meisten Gewinde am Fahrrad sind Rechtsgewinde (im Uhrzeigersinn festschrauben, gegen den Uhrzeigersinn lösen). Jedoch haben die meisten Hersteller am Tretlagergehäuse ein Links- und ein Rechtsgewinde geschnitten.

Vor dem Ausbau solltest Du aus diesem Grund unbedingt folgende Informationen in Erfahrung bringen:

Welcher Gewindetyp
d.h. Linksgewinde oder eventuell auch Rechtsgewinde
Lagerfabrikant
Shimano, F.A.G., Campagnolo usw.
Rahmenherkunft
Italien, England, Deutschland usw.

Beispiel: Italienische Lager können Links- und Rechtsgewinde aufweisen. Daher sind unbedingt die Herrstellerinformationen zu beachten.

Das Wesentliche, das man beim Innenlagerausbau falsch machen kann, ist es, abzurutschen und die Lagerschalen, den Rahmen oder sich selbst zu beschädigen! Daher sollte der Ausbau immer mit passendem Werkzeug erfolgen!

Die obigen Angaben sind nicht nur wichtig, um die genaue Drehrichtungen zu bestimmen, sondern auch um den benötigten Werkzeugtyp zu ermitteln.

Waren die Gewinde vor dem Einbau gut eingefettet, Du hast das passende Werkzeug zur Hand und die exakte Drehrichtung ist bekannt, sollte der Ausbau eigentlich kein Problem sein.

Doch jetzt stehst du da, der Rahmen ist nackt, soll eigentlich zum Lackierer, aber das Mistding von Innenlager will nicht aus dem Rahmen. Was tun? Weiterlesen!

Loctite?

Wurde ein Schraubenkleber verwendet, dann hilft es möglicherweise, das Lager warm zu machen und es im erwärmten Zustand noch einmal zu versuchen. Wenn Loctite wieder kalt wird, wird es wieder fest.

Korrosion?

Sind die Schalen des Lager beispielsweise aus Aluminium und nicht aus Stahl und beim Einbau in einen Stahlrahmen wurde nicht reichlich mit Fett gearbeitet, hat man im Gewinde Kontaktkorrosion vom Allerfeinsten. Das hält wie festgeschweißt. Da die Lagerschalen eben aus weichem Alu sind, entfällt auch die Methode „rohe Gewalt (RG)“ so würden nur die Löcher in den Lagerschalen ausreißen.

Aluminium-Rahmen - Aluminium-Lagerschale

Bei Alurahmen gibt man ein Kriechöl wie WD-40, Caramba o.ä. in das Gewinde zwischen Lagerschale und Rahmen . Das Ganze darf ruhig etwas länger ziehen, damit es seine volle Wirkung erzielen kann. Empfehlungen gehen hier von 1-2 Tagen bis zu 1-2 Wochen.

Stahl-Rahmen - Aluminium-Lagerschale

Bei Stahlrahmen und einer Alu-Innenlagerschale hilft Ammoniak. Das Ammoniak löst das Aluminium auf. Achtung, auch Alu-Rahmen können geschädigt werden - daher nur bei Stahlrahmen verwenden!

Bei "festgefressenen" Innenlagern kann es zudem helfen, den Abzieher in den Schraubstock zu spannen und den Rahmen zu drehen. Die Abziehernuss kann man beispielsweise mit einem Schnellspanner durch die Achse sichern oder mit einer Kurbelschraube (nicht-ganz-)fest schrauben.

Das Lager löst sich immer noch nicht? Dann kann man eine CO2 Patrone auf die Lagerschale entleeren. Bei Kälte zieht sich Aluminium stärker zusammen als Stahl. Kein Effekt? Dann arbeite etwas schneller und probiere es noch einmal.

Methode Schraubstock

Kann das Lager geopfert werden und besitzt einen Kragen der außerhalb des Innenlagers liegt, kann der Schraubstock auch als direktes Werkzeug benutzt werden. Mit der Säge werden zwei glatte Stirnflächen geschaffen. Das Ganze einspannen und in die richtige Richtung drehen! Den Rahmen dabei als Hebel verwenden. Doch, bitte-bitte-bitte mit Zucker obendrauf und auf die genaue Drehrichtung achten!

Diese Methode eignet sich vor allem dann, wenn die Lagerschale schon stark beschädigt ist und nicht mehr mit dem dafür vorgesehenen Werkzeug ausgebaut werden kann.

Innenlager mit Plastikschalen

Mit welchem Trick man die Plastikschale aus dem Innenlagergehäuse entfernt? Zur Not herausschmelzen! Am besten sind Campinggas-Kocher und ein großer Hammer. Der Gaskocher hat eine schöne breite Flamme, da kann man einfach den Rahmen mit dem Tretlagergehäuse drauflegen. Ist das Plastik weich ein fester Schlag mit dem Hammer und das Lager sollte draussen sein. Allerdings ist die Methode dafür bekannt, dass der Lack beschädigt werden kann (weil schon der eine oder andere Hammerschlag daneben gegangen ist). Dennoch, der Einsatz eines Lötbrenners hat schon große Wunder bewirkt und zu einer Lösung verholfen. Nicht vergessen, das Gewinde danach nachzuschneiden.

Ausbohren

Ausbohren kann man sein Lager natürlich auch. Einfach einen Kranz um die Welle zu bohren und herausschlagen. Du solltest jedoch beachten, dass nicht viel Platz zwischen Tretlagergewinde und Innenlager ist und das Gewinde schnell ein paar Macken bekommen kann.

Zu guter Letzt

Geht alles schief, dann ab zum Profi mit dem Rahmen oder alle Methoden mit mehr RG (= Roher Gewalt) anwenden.

Und: Der weise Fahrradschrauber versucht zuerst den zerstörungsfreien Weg.

Sollte der Ausbau dennoch das Gewinde zerstören, dann gibt es sogenannte Reparaturinnenlager, die ohne Gewinde auskommen. Diese kannst du am besten bei deinem Fahrradladen in der Nachbarschaft bekommen.