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Eine festsitzende Sattelstütze aus einem Sitzrohr zu befreien, kann eine der schwierigsten und anspruchsvollsten Arbeiten sein, die Dir begegnen werden. Im Folgenden findest Du einen Liste mit Tipps, die Dir helfen, diese Herausforderung zu meistern. Natürlich kann man dem Problem vorbeugen, aber manchnal hat man darauf keinen Einfluss und steht dennoch vor dem Problem. Unter den Tipps sind zumeist zerstörungsfreie Methoden und auch eine Besonderheit bei Carbonrahmen aufgeführt.

Vorbeugung

Ein altes Sprichwort sagt, dass 28 Gramm Vorbeugung 454 Gramm Heilung sein können. Festsitzende Sattelstützen sind immer eine Folge von falscher Montage. Wenn man die Sattelstütze richtig montiert, gibt es nie das Problem der festsitzende Sattelstütze.

Diagnose

Vor der Arbeit an einer festsitzenden Sattelstütze solltest Du Dir Gedanken machen, warum die Sattelstütze festsitzt. Das kann zum Einen ein mechanisches Problem sein, weil eine zu große Sattelstütze in einen unpassenden Rahmen hineingezwungen wurde. Zum anderen ist es ein chemisches Problem und wir haben mit Korrosion zu kämpfen.

Fett

Benutze immer Fett. Das Innere des Sitzrohrs sollte rundherum immer dick mit Fett eingeschmiert sein, bevor Du die Sattelstütze einbaust. Wenn im Sitzrohr genügend Fett ist, ist es nicht nötig, die Sattelstütze auch noch zu fetten. Ähnlich wie beim Erdnussbuttersandwich braucht man hier auch nur eine Seite zu schmieren.

Hammer

Benutze niemals einen Hammer zum Einbauen einer Sattelstütze.

Hammer

Benutze nie und niemals einen Hammer zum Einbauen einer Sattelstütze.

Hammer

Benutze wirklich nie und niemals einen Hammer zum Einbauen einer Sattelstütze.

Sattelkerzen

Baue eine Sattelkerze niemals ohne montierten Sattel ein. Sie kann ins Sitzrohr rutschen und so tief verschwinden, dass Du sie nicht mehr herausziehen kannst.

Diagnose

Bevor man sich ernsthaft an das Lösen der Sattelstütze heranmacht, sollte man den Grund für das Festsitzen finden. Die Sattelstütze kann mechanisch festsitzen, weil sie beispielsweise zu groß für das Sattelrohr ist und hineingezwungen wurde. Es kann sich natürlich auch um ein chemisches Problem handeln (sprich: Korrosion).

Mechanisches Problem

Wenn eine zu große Sattelstütze in einen Rahmen gezwungen wurde, gibt es eine wahrnehmbare Beule im Rahmen. Falls man diese Ausbeulung nicht sehen kann, kann man sie jedoch meistens fühlen, wenn man mit den Fingern über das Sitzrohr an der Stelle, wo die Sattelstütze endet, streicht.

Deformation

Falls ein dünnwandiges Sitzrohr deformiert wurde, weil die Sattelklemmung zu fest angezogen wurde, ist das normalerweise an der Stelle sichtbar, wo die Sattelstütze das Sitzrohr verlässt. Wenn das Sitzrohr unrund gezogen wurde, kann man die Sattelstütze meist nur wenig oder garnicht drehen. Wenn man mit Gewalt dreht, kann sie sogar noch stärker blockieren.

Die Tipps

Werkzeug Sattel

Versuche niemals, eine Sattelstütze mit einer Wasserrohrzange oder anderen Werkzeugen herauszuziehen. Benutze einfach einen Sattel. Kein anders Werkzeug hat soviel Gewalt über die Sattelstütze wie ein Sattel - er ist DAS Werkzeug, das speziell hierfür gemacht wurde. Falls Du Angst hast, Deinen Sattel zu beschädigen, nimm den alten gelb-pink-gestreiften BMX Sattel aus dem Keller, den Du eh nie wieder verbauen wirst.

Sattelklemme

Sollten sich beim Herausziehen erste Anzeichen von Widerstand zeigen, entferne die Sattelklemmung vollständig. Einfach nur Lösen alleine kann zu wenig sein, das vollständige Entfernen kann schon die Lösung sein.

Öse

Das nächste, das wir versuchen, ist es, die Ohren der Sitzrohröse mit einem Schraubendreher leicht auseinanderzudrücken. Du kannst es mit einem Flachkopfschraubendreher versuchen, in dem Du ihn hochkant zwischen die beiden Ohren der Öse hälst und dann langsam drehst. Manchmal kann auch ein Kreuzschlitzschraubendreher oder ein Inbusschlüssel helfen, indem man ihn durch ein Loch schiebt und gegen das andere Ohr der Öse drückt.

Hebelwirkung

Manche Reparaturarbeiten funktionieren am besten an einem Montageständer oder bei völlig demontiertem Fahrrad. In unserem Fall ist beides nicht sinnvoll.

Der leichteste Weg ist das voll aufgebaute Fahrrad, dass auf dem Boden steht. Wenn man an der Sattelstütze zieht, kann man einen Fuß als Gegengewicht auf ein Pedal stellen.

Die beweglichen Teile einer absenkbaren oder gefederten Sattelstütze sind definitiv schwächer als einzelne Stahlrohre oder geschmiedete Rohre. Man muss diese Sattelstützen unbedingt unterhalb der Federung bzw. des Absenkmechanismus klemmen, weil man sonst sehr wahrscheinlich den Mechanismus der Sattelstütze zerstört.

Den besten Hebel hat man, wenn man hinter dem Sattel steht, während man das Hinterrad zwischen die Knie klemmt. Wenn man einen Assistenten zur Hand hat, kann dieser noch das Vorderrad festhalten. Auch ohne Assistent ist es hilfreich, das Vorderrad ruhig zu stellen. Dabei kann man professionelles Werkzeug benutzen (Lenker Einspannvorrichtung) oder einfach mit einem Schnürsenkel das Vorderrad am Unterrohr festbinden.

Für die widerspenstigsten Fälle, in denen die Sattelstütze eine einteilige Sattelklemmung hat, kann man die Spitze der Sattelstütze in einen Schraubstock klemmen und dann am Rahmen drehen und ziehen. Wenn Du einen Assistenten zur Hand hast, kann der eine von Euch am Rad drehen und der andere zieht gleichzeitig. Leider sind nicht alle Sattelstützen für diese Art Gewaltanwendung geeignet. Die einteilige Sattelklemmung kann auf das Sitzrohr gepresst oder geklebt sein. So wird die Sattelklemmung mit dieser Gewaltanwendung nicht fertig und wird unweigerlich abreißen oder brechen.

Drehen

Normalerweise ist es am besten, Sattelstützen nur vertikal im Rohr auf und ab zu bewegen, ohne sie zu drehen, da man sonst Kratzer auf der Sattelstütze erzeugt. Bei sehr stark festsitzenden Sattelstützen muss das egal sein. Bei festsitzenden Sattelstützen ist die erste Priorität, die Stütze zu drehen, selbst wenn sie nicht vertikal beweglich ist. Man kann meist mehr Kraft in Drehbewegung anwenden als in vertikaler Richtung. Wenn sich die Sattelstütze drehen lässt, ist das Ziel in Sichtweite. Du kannst nun versuchen, Öl zwischen Sattelstütze und Sitzrohr zu tröpfeln. Die Drehbewegung verteilt das Öl und kann die Sattelstütze frei beweglich machen.

Ziehen und Drücken

Normalerweise ist es besser, eine Sattelstütze geradewegs auf- und abzubewegen, ohne sie zu drehen, weil das unschöne Kratzer verursacht. Das ist jedoch bei einer schlimm festsitzenden Sattelstütze unerheblich. Bei einer festsitzenden Sattelstütze sollte die oberste Priorität auf dem Lösen durch Drehung liegen, sogar wenn sie sich sind nicht vertikal bewegen lässt. Man kann deutlich mehr Drehmoment durch Rotation aufbringen als man durch Auf- und Abbewegung an Kraft erzeugen kann. Wenn siech die Sattelstütze drehen lässt kann man (Kriech-)Öl zwischen Sattelrohr und Sattelstütze träufeln und durch das Drehen verteilt sich dieses. Damit wird sich die Sattelstütze komplett befreien lassen.

Sattelstütze opfern

Man kann die Sattelstütze in einen Schraubstock klemmen, wird diese aber unweigerlich beschädigen, wenn man keine zylindrischen Klemmblöcke hat, in die die Sattelstütze hineinpasst. Durch die Deformation der Sattelstütze kann auch der Rahmen in Mitleidenschaft gezogen werden und die Sattelstütze sitzt noch fester im Rahmen. Daher sollte - wenn überhaupt - nur sehr hoch im Schraubstock einspannen. Eine andere Möglichkeit - wenn man die Sattelstütze opfern möchte - wäre mit der Bohrmaschine quer hindurch zu bohren, um einen Stange hindurchzuschieben. Oder man verbiegt die Sattelstütze in eine Richtung, ohne den Rahmen zu beschädigen. Bei der Loch/Stange Lösung kann man die Sattelstütze sowohl durch Drehen als auch durch Hammerschläge (aufwärts) zum Aufgeben bewegen.

Stahl

Bei Stahlsattelstützen, die in Stahlrahmen festsitzen, ist das Problem meistens Rost. Diesen mit Öl zu durchdringen wirkt meistens Wunder. Falls Du kein Kriechöl zur Hand hast, sollte auch leicht schmierendes Öl wirken. Irgendwelches Öl ist besser als gar keines. Jedoch ist Kriechöl genau zu diesem Zweck hergestellt. Kaufe jetzt eine Kanne davon, wenn Du noch keine besitzt.

Aluminium

Auch bei Aluminium kann der Grund Korrosion sein. Leider ist Kriechöl völlig nutzlos gegen Aluminiumoxid, durch das die Sattelstütze sogar etwas an Umfang gewinnt. Ammoniak löst Aluminiumoxid wie magisch auf. Jedoch ist diese Methode unsicher, weil Ammoniak nicht vollständig durchdringt. Drano Abflussreiniger löst ebenfalls Aluminiumoxid auf. Wenn man den Rahmen kopfüber in einer dieser Flüssigkeiten getaucht "einweicht", hat die Chemie genug Zeit zu wirken und die Sattelstütze löst sich irgendwann.

Hitze

Falls nichts anderes hilft, eine Stahl- oder Titansattelstütze herauszuziehen, ist die vorletzte Möglichkeit, das Sattelrohr mit einem Fön oder eine Lötlampe zu erhitzen. dass sollte mit großer Vorsicht geschehen, um den Lack nicht zu beschädigen. Dabei musst Du sehr schnell arbeiten. Wenn die das Sitzrohr erhitzt, stelle die Lötlampe schnell wieder weg und ziehe an der Sattelstütze, bevor die Hitze sich durch das Material gearbeitet hat und auch die Sattelstütze erhitzt wird und sich ebenfalls ausdehnt.

Kälte

Die Hitzetechnik ist bei Aluminium nahezu wertlos. Aluminium dehnt sich bei gleicher Hitzezufuhr fast zweimal so stark aus wie Stahl (sogar zweieinhalb mal mehr als Titan). Tatsächlich ist bei Aluminium der umgekehrte Weg der bessere - die Sattelstütze muss schnell abgekühlt werden. Der Inhalt einer CO2 Patrone, die für das schnelle Befüllen von Fahrradschläuchen gedacht sind, wird in einer Sattelstütze entleert und lässt das Material so stark zusammenziehen, dass sie sich fast sofort lösen wird.


Trockeneis

Diese Temperaturdiffernzmethode funktioniert wahrscheinlich bei allen Sattelstützenmaterialien. Man besorge sich beim Gashändler des Vertrauens Trockeneis (festes Kohlendioxid, das bei -78,5° C schmilzt). Wenn man Zugriff auf Laboraustattung hat, kann man sich auch flüssiges Stickstoff besorgen, das sogar noch kälter ist. Sein Kühleffejt ist jedoch nicht so schön, weil es zu kochen beginnt und eine Schild aus Gas um sich herum bildet. Mit etwas Glück kann auch ordinäres Wassereis helfen. Demontiere das Innenlager und setze einen Korken auf das offene Sattelstützenende (sofern es nicht sowieso geschlossen ist) und fixiere den Rahmen kopfüber mit montiertem Sattel. Nun gib kleine Stücke Trockeneis oder flüssigen Stickstoff durch das Sattelrohr in die Sattelstütze. Nun drücke den Sattel mit deinen Füßen fest an den Boden und drehe den Rahmen. Zusätzlich kannst Du noch das Sattelrohr durch heißes Wasser von außen erwärmen. Trage bei dieser Prozedur auf jeden Fall wasserfeste Winterhandschuhe und Stiefel mit Socken. Berühre niemals Trockeneis (oder flüssigen Stickstoff), die Sattelstütze oder andere Teile, die mit dem Eis in Berührung gekommen sind mit bloßen Händen (oder Haut) und sei vorsichtig bei verschütteten Resten. Du kannst Dich schwer verletzen!


Säge

Falls nichts anderes geholfen hat, säge die Sattelstütze so weit ab, dass noch etwa ein Zentimeter aus dem Rohr herausschaut. Dann stecke ein Metallsägeblatt in die Stütze und säge sehr vorsichtig einen Schlitz in die Sattelstütze, ohne den Rahmen zu beschädigen. Das ist sehr schwierig, aber die Mühe lohnt sich, denn diese Methode ist unschlagbar. Sobald du den Schlitz gesägt hast, greife in die eine Ecke des Schnitts mit einer Zange und biege das Sattelstützenmaterial nach Innen und ziehe die Sattelstütze heraus.

Ausbohren

Wenn Du eine Standbohrmaschine mit eine wirklich großen Bohrer zur Verfügung hast und diese irgendwie in gerader Linie präzise zum Rahmen ausrichten kannst, kannst Du die Sattelstütze ausbohren, so dass nur eine ganz dünne Schicht Metall übrig bleibt. Diese Schicht kannst Du mit einem flachen Schraubendreher im Sitzrohr zerbröseln.

Carbonrahmen und Sattelstützen

Natriumhydroxid (Ätznatron) - Vorsicht!

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Siehe auch

Quelle