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Moderne Kettenschaltungen haben bis zu 341 mögliche Unter-/Übersetzungen oder Gänge. Dabei wird die Kette über die Schaltmechanik auf verschiedene Kettenblätter und Ritzel mit unterschiedlichen Zahnzahlen gelegt. Die Schaltmechanik besteht in der Regel aus einem vorderen Umwerfer, dem hinteren Schaltwerk und den dazugehörigen Schalthebeln inkl. Zughüllen und Züge. Der Umwerfer legt die Schaltkette auf die verschiedenen Kettenblätter des Kurbelsatzes. Das Schaltwerk legt die Kette auf die verschiedenen Ritzel des Ritzelpakets am Hinterrad.


Hinweis:

Durch die Vielzahl an Übersetzungsmöglichkeiten sind die Toleranzen beim Einstellen der Kettenschaltung sehr gering und verzeihen keine Fehler. Deswegen sollte man die Anleitung sehr genau befolgen. Neben einer prinzipiellen allgemeingültigen Anleitung, gibt es jedoch noch viele Tipps und Tricks.

Da Kettenschaltungen sehr kompliziert und störanfällig sind, wechseln mittlerweile viele Radfahrer auf Systeme mit nur einer einzigen Übersetzung bzw. einem Gang. Diese als Singlespeeder bezeichneten Räder zeichnen sich durch robuste und wartungsarme Technik aus und erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit.


Schaltwerk (SW) einstellen

Nachdem der Zug mit entsprechenden Zughüllen korrekt verlegt und eine Kette mit korrekter Kettenlänge montiert wurde, schaltest Du den entsprechenden Schalthebel auf das kleinste Ritzel. Vorne schaltest Du entweder auf das mittlere Kettenblatt oder bei einer Kurbel mit zwei Kettenblätter auf das Kleinere.

Dann lösen wir die Zugklemmschraube am SW.

Nun müssen wir die Randbegrenzungen des Schaltwerkes korrekt einstellen. Es gibt eine Schraube für die untere Begrenzung und eine für die obere Begrenzung. Die Schrauben sind in der Regel beschriftet mit "h" (high) bzw. "t" (top) und/oder "l" (low).

Stelle nun die Leitrolle des SW genau in eine Flucht mit kleinsten Ritzel. Dazu benutzt du die Schraube mit der Bezeichnung "l" für low.

Dann ziehst du am Zug und bringst eine leichte Spannung an. Dann wird die Zugklemmschraube wieder angezogen.

Jetzt schaltest du vorsichtig mit dem Schalthebel in das grösste Ritzel. Jetzt musst darauf achten, dass das obere Schalträdchen genau mit dem größten Ritzel in einer Flucht steht. Hier wird die Schraube mit der Bezeichnung "t" oder "h" benutzt.


Tipp: Sind die Randbegrenzungen des SW korrekt eingestellt, lohnt es sich wieder in den kleinsten Gang zu schalten und folgende Prozedur durchzuführen:

  • Zug am SW lösen.
  • Zugeinstellschrauben am SW und Schalthebel komplett eindrehen.
  • Zug am SW klemmen, so dass eine leichte Spannung am Zug vorhanden ist
  • dann im „trocknen“ Schalten, also ohne die Kurbeln zu drehen, ein paar Gänge nach oben schalten. So setzt sich der Zug in den Zughüllen und dehnt ihn gleichzeitig etwas.
  • dann die Zugeinstellschraubeam Schaltwerk 2 bis 3 Umdrehungen drehen, um wieder etwas Spannung zu erhalten, und das SW korrekt unter dem jeweiligen Ritzel zu positionieren.

In der Regel spielen sich so Züge und Zughüllen besser ein und man erreicht ein präziseres und schnelleres Schaltverhalten.


Umwerfer (UW) einstellen

Prüfe zunächst die Stellung des UW zum Kettenblatt. Der UW muss parallel zu den Kettenblättern stehen und etwa 1-3 mm über dem großen Kettenblatt angebracht sein.

Dann schalte vorne auf das kleinste Ritzel und hinten auf das Größte. Löse den Schaltzug vom UW und justiere mit der Schraube „l“ für low den Abstand des UW zur Kette. Der UW muss so nah an der Kette liegen das er so gerade berührungsfrei läuft. Dann spanne den Zug ein wenig und schraube ihn wieder fest. Als nächstes schalte vorne ins größte Kettenblatt und hinten ins kleinste Ritzel auch hier muss der UW wieder so eingestellt werden, dass das äußere Leitblech so gerade eben berührungsfrei läuft. Diesmal mit der Schraube „t“ für top oder „h“ für high.

Zum Feintuning schalte vorne auf das mittlere Blatt. Jetzt sollte hinten jedes einzelne Ritzel geschaltet werden können, ohne dass die Kette das Leitblech berührt. Sollte dies nicht der Fall sein kannst du die Zugeinstellschrauben benutzen und dich mit diesen vorsichtig voran tasten. Eine viertel Umdrehung in die eine oder andere Richtung kann dabei schon oft ausreichen.

Genereller Hinweis:
Funktioniert die Schaltung bei einem Service auch nach mehrmaligem prüfen von Begrenzung und Zugspannung nicht, empfiehlt es sich, den Zug zu lösen und das gesamte Setup erneut von vorne durchzuführen. Dies führt in fast allen Fällen schneller zu einer perfekt eingestellten Schaltung, als langes rumprobieren an einer schlechten Grundeinstellung!


Tips und Tricks

  • Zughüllen regelmäßig mit etwas Öl fluten, damit der Zug ohne großen Widerstand durch die Zughüllen gleitet.
  • gekürzte Zughüllen an den Enden gerade schleifen oder feilen, damit die Endkappe bündig auf der Zughülle sitzt. Somit wird der Druck unter Belastung besser auf die Endkappe geleitet und die gesamte Schaltperformance verbessert.
  • wenn der Zug durch kleine Radien und enge Durchmesser gelegt wird, kann es vorkommen das die Reibung des Zuges so stark ist, das es zu einer verzögertem Schaltvorgang kommt oder die Schaltung sehr schwergängig ist.
  • um Züge und Hüllen vor Dreck zu schützen kann man auf sogenannte gedichtete Endkappen zurückgreifen, sie werden anstelle der vorhandenen Endkappen auf die Züge gedrückt.
  • alte Zughüllen, Züge, Ritzel und Ketten sorgen bei fortgeschrittenem Verschleiß oder Gebrauch zu mangelhaften Schaltvorgängen, daher sollte man diese Teile bei größeren Problemen auf Verschleiß (siehe auch Kettenverschleiß) prüfen und gegebenenfalls durch Neue ersetzen

Schaltstörungen und ihre möglichen systemischen Ursachen

Verzögerter Schaltvorgang, der Gang wechselt erst nach ein bis zwei Sekunden

  • mangelnde Kettenspannung
  • Kette zu lang
  • Schaltauge verbogen
  • alte bzw. verbrauchte Züge und Zughüllen
  • verbrauchte Kette und/oder Ritzel


Kettenschaltung springt selbstständig in einen anderen Gang

  • Nabe steht schief (meist in horizontalen Ausfallenden)
  • Kassette eiert durch ungleichmäßige Speichenspannung
  • Schaltauge ist verbogen
  • steifes oder verbogenes Kettenglied
  • das Kettenschloss ist falsch herum montiert z.B. bei Connex und Wippermann
  • die Kettenumschlingung des Ritzels ist zu gering


Einzelne Gänge werden übersprungen

  • Feintuning an den Zugeinstellschrauben nicht durchgeführt.


Unter Belastung rutscht die Kette durch


Schaltung ist schwergängig

  • Zughüllen ölen
  • Verlegung und Radien der Zughüllen überprüfen