Reifengrößen
Fahrradreifen gibt es in einer verwirrenden Größenvielfalt. Noch schlimmer wird es dadurch, dass in den frühen Tagen des Radfahrens jedes Land sein eigenes Maßsystem entwickelt hat. Diese unterschiedlichen nationalen Maßsysteme sorgten dafür, dass die gleiche Reifengröße unter verschiednen Zahlenbezeichnungen in verschiedenen Ländern bekannt war. Völlige Verwirrung wird aber dadurch erzeugt, dass unter der gleichen Maßbezeichnung unterschiedlich große Reifen produziert wurdem die nicht untereinander tauschbar waren!
Übersicht der Reifengrößensysteme | |||
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Zoll Basierte Systeme | Metrische Systeme | ||
Dezimalsystem | Dezimalbruchsystem | Französisches System | ISO/E.T.R.T.O. System |
Klassische Maßsysteme
Klassische Systeme basieren auf dem Reifenaußendurchmesser. Dieser wurde normalerweise in Zoll (26 Zoll, 28 Zoll, usw.) oder in Millimeter (650, 700, usw.) angegeben.
Leider haben diese Systeme durch die Weiterentwicklung von Reifen und Felgen keinen Bezug mehr zur Realität. Wie kann das sein? Nun, nehmen wir die beliebten 26 x 2,125 Ballonreifen der 1930er Jahre. Der Reifenaußendurchmesser ist tatsächlich sehr nah an 26 Zoll. Jedoch waren manche Fahrer dieser Reifen damit nicht zufreiden und wünschten sich etwas schnalere und sportlichere Reifen. Die Hersteller reagierten, indem sie 26 x 1,75 Reifen auf den Markt brachten, die in die gleichen Felgen passten. Dieser Reifen ist auch weiterhin ein 26 Zoll-Reifen, aber sein tatsächlicher Außendurchmesser ist nur noch 25 5/8 Zoll. Diese Felgengrößen wurden von den Pionieren der Westküsten Klunker übermommen und wurden so zu den bevorzugten Reifengrößen der Mountainbikes. Die Felgen und Reifen wurden nach Marktanforderungen so modifiziert, dass man sogar Reifen mit einer breite von lediglich 25 mm montieren kann, was aber einem tatsächlichen Reifenaußendurchmesser von nur noch 24 7/8 Zoll entspricht.
Eine zweite Maßangabe bzw. Buchstabencode wurde eingeführt, der die Breite des Reifens angibt. (26 x 1.75, 27 x 1 1/4, 650B, 700C...)
Ist ,75 das Gleiche wie 3/4?
Bei den zollbasierten Bezeichnungen werdenb manchmal die Reifenbreiten mit einer Dezimalzahl (z.B. 26 x 1,75) und manchmal mit einem Dezimalbruch (26 x 1 3/4) dargestellt. Dies ist eine der Hauptgründe für falsche Zuordnungen. Obwohl die Größen mathematisch gesehen, gleich sein müssten, sind sie es im echten Leben nicht. Es sind unterschiedliche Reifengrößen, die NICHT austauschbar sind. Bei Reifengrößen zu pauschlisieren ist gefährlich, jedoch hat Sheldon Brown einen Leitsatz, der pauschal zusammenfasst:
Das Brownsche Gesetz der Reifengrößen
Wenn zwei Reifengrößen mit mathematisch gleichen Größenangaben versehen sind, aber eine ist mit Dezimalzahlen und eine mit Dezimalbruchdarstellung, dann sind diese Reifen nicht austauschbar.
Unehrliche Maßsysteme
Wettbewerbsdruck hat meist zu ungenauen Bezeichnungen bei den Breitenmessunegn geführt. Das funktioniert so:
Stelle Dir vor, Du bist am Markt mit Hochleistungsreifen der Größe 700x25. Du schaust durch Kataloge und Werbeanzeigen, um den leichtesten 700x25-Reifen zu finden. Die Weizen-Reifen GmbH und die Pils-Reifen KG haben Reifen von gleicher Qualität und Technologie. Jedoch ist der Weizen-Reifen tatsächlich ein 700x24, der als 700x25 vermarktet wird. Daher ist der 700x25 der Weizen-Reifen GmbH leichter als der echte 700x25 von Pils-Reifen. Dieser Wettbewerbsvorteil kann nur ausgeglichen werden, wenn man zurückschlägt. Die Pils-Reifen KG vermarktet ab sofort ihren 700x23 Reifen als 700x25.
Diese Szenarien bestimmten die 1970er und 1980er Jahre. Diese Situation uferte so aus, dass kühlere Köpfe sich durchsetzten und wieder einen Trend zu ehrlicheren Maßsystemen durchsetzten.
Das ISO (ISO/E.T.R.T.O.) System
Die ISO (International Standardization Organization) hat ein universelles System von der E.T.R.T.O. übernommen, das diese Verwirrungen aufhebt.
Das ISO-System benutzt nur noch zwei Zahlen.
- Die erste Zahl bezeichnet die Breite des Reifens (Natürlich ist die tatsähliche Reifenbreite von der eingesetzten Felgenbreite abhängig).
- Die zweite Zahl ist die entscheidende. Sie bezeichnet den Reifeninnendurchmesser in mm. Generell kann man sagen, dass bei passenden Zahlen auf Felge und Reifen, der Reifen passen wird und bei nicht passenden Zahlen, passt der Reifen nicht auf die Felge.
Zum Beispiel ist ein 700 x 20 C Straßenreifen nach ISO ein 20-622. Ein Reifen eines Hybridfahrrads wäre 38-622. Die Breitendifferenz läßt es nicht als gute Idee erscheinen, die Reifen auszutauschen. Jedeoch würden beiden Reifen auf die gleiche Felge passen.
Als generelle Leitlinie kann man sagen, dass die Reifenbreite zwischen dem 1,45-fachen und zweifachen der Felgeninnenbreite sein sollte. Wenn Du die Luft aus einem Rifen komplett herauslässt und von Wulst zu wulst misst, sollte ungefähr das 2,5-fache des ISO Werts gemessen werden.
Falls Deine Felge zu schmal für die Felge ist, ist de Gefahr groß, dass der Reifen oder die Felge beschädigt wird. Falls der reifen zu breit ist, ist der Reifenseitenwadnverschleiß sehr hoch. Zudem ist das Risiko, die Kontrolle über das Rad zu verlieren, wenn sich der Reifen durch zu wenig Luft (z.B. durch einen Plattfuß) plötzlich von der Felge zieht.
Auflistung der verschiedenen Systeme und Ihr ISO Pendant
Dezimalbruch
Dieses System gehört zu den Zoll (1 Zoll = 2,54 cm) basierten Systemen.
Dezimalbruch | Größe nach ISO | Anwendung |
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29 | 622 mm | Marketingbegriff für breite 622 mm (700 C) Reifen |
28 x 1 1/2 | 635 mm | Englische, Holländische,Chinesische und Indische Stangenbremsen Straßenräder (Auch unter F10, F25, 700 B bekannt) |
622 mm | Seltene kanadische Bezeichnung für (F.13) | |
28 x 1 5/8 x 1 1/4 | Nordeuropäische Bezeichnung für 622 mm (700 C) Größen | |
27 x irgendwas | 630 mm | Alte Straenräder |
26 x 1 (650 C) | 571 mm | Triathlon, Zeitfahrräder, kleine Straßenräder |
26 x 1 1/4 | 597 mm | Alte Britische Sport & Clubräder |
26 x 1 3/8 (S-6) | 597 mm | Schwinn "Leichtgewicht" |
26 x 1 3/8 (E.A.3) | 590 mm | Die meisten 3-Gangräder, Kaufhausräder und 10-Gang Räder für Jugendliche |
26 x 1 1/2 (650B) | 584 mm | Französische Lastenräder, Tandem und Touringräder, wenige Raleight & Schwinn Mountainbikes |
26 x 1 3/4 (S-7) | 571 mm | Schwinn Cruiser |
24 x 1 | 520 mm | Hochleistungsräder für kleine Fahrer;Terry Vorderräder |
24 x 1 1/8 | 520 mm oder 540 mm! |
Caveat emptor! (Vorsicht beim Kauf!) |
24 x 1 1/4 | 547 mm | Britische oder Schwinn Jugendräder |
24 x 1 3/8 (S-5) | 547 mm | Schwinn Jugendräder leichtgewicht |
24 x 1 3/8 (E-5) | 540 mm | Britische Jugendräder, die meisten Rollstühle |
20 x 1 1/8 20 x 1 1/4 20 x 1 3/8 |
451 mm | Leichtgewichtige Jugendräder, BMX für leichte Fahrer, manche Liegeräder |
20 x 1 3/4 | 419 mm | Schwinn Jugendräder |
17 x 1 1/4 | 369 mm | Alex Moulton |
16 x 1 3/8 | 349 mm | Ältere Moulton, Brompton & andere Falträder, Liegerad vorne, Jugendräder |
16 x 1 3/8 | 337 mm | Mysterioser Reifen |
16 x 1 3/8 | 335 mm | Polnische Jugendräder |
16 x 1 3/4 | 317 mm | Schwinn Jugendräder |
12 1/2 x irgendwas | 203 mm | Jugendräder, Scooter |
10 x 2 | 152 mm | Rollstühle |
8 x 1 1/4 | 137 mm | Rollstühle |
Klassische Dezimalbruchgrößen sind für geradflankige Felgen hergestellt.
Hochleistungsreifen (571 mm /26 x 1 & 630 mm /27") wurden für Hakenrandfelgen entwickelt.
Dezimal
Dieses System gehört zu den Zoll basierten Systemen.
Dezimalzahl | Größe nach ISO | Anwendung |
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29 | 622 mm | Marketingbegriff für 622 mm (700 C) Reifen. |
28 x Dezimalzahl | 622 mm | Manche deutsche Reifenhersteller benutzen dieses nicht standardisierte Maß für 622 mm (700 C) Reifen. |
26 x 1.00 bis 2.7 | 559 mm | Die meisten Mountainbikes, Cruiser, usw. außer (die nächsten zwei Zeilen): |
26 x 1.25 (selten) | 599 mm | Sehr alte amerikanische Leichtgewichte |
26 x 1.375 | 599 mm | Sehr alte amerikanische Leichtgewichte |
24 x 1.5 bis 24 x 2.125 |
507 mm | Mountainbikes für Jugendliche, Cruiser |
22 x 1.75, 22 x 2.125 |
457 mm | Jugendräder |
20 x 1.5 bis 20 x 2.125 |
406 mm | Die meisten BMX, Jugendräder, Falträder, Anhänger, manche Liegeräder |
18 x 1.5 | 355 mm | Birdy Falträder |
18 x 1.75 bis 18 x 2.125 |
355 mm | Jugendräder |
16 x 1.75 bis 16 x 2.125 |
305 mm | Jugendräder, Falträder, Anhänger, manche Liegeräder |
Französisch
Bei französischen metrischen System bezeichnet die erste Zahl den nominellen Durchmesser in mm. Darauf folgt ein Buchstabe, der die generelle Reifenbreite angiebt: A ist schmal, D ist breit. Dieser Buchstabencode sagt inzwischen nichts mehr über die Breite aus, da schmale Reifen für Felgengrößen hergestellt werden, die früher breite Reifen aufgenommen haben. Zum Beispiel ist 700 C früher eine breite Reifengröße gewesen, inzwischen werden aber auch sehr schmale Reifen hergestellt, die bis zu einem Durchmesser von 660 mm herunterreichen.
Franzöisches Maß | ISO | Anwendung |
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700 A | 642 mm | Obsolet |
700 B | 635 mm | Stangenbremsen Tourenräder |
700 C | 622 mm | Straßenräder, Hybridräder, 29er, 28 x 1 1/2 F.13 Kanada |
700 D | 587 mm | Spinnertes Maß, das an manchen GT Modellen zum Einsatz kam |
650 A | 590 mm | Französische Version von 26 x 1 3/8; Italienische Hochleistungsräder für kleine Fahrer |
650 B | 584 mm | Französische Nutzfahrräder, tandems, beladene Touringräder, manche ältere Raleigh und Schwinn Mountainbikes |
650 C | 571 mm | Triathlon, Zeitfahrräder, Hochleistungsstraßenräder für kleine Fahrer |
600 A | 540 mm | Europäische Jugendräder, die meisten Rollstühle |
550 A | 490 mm | Europäische Jugendstraßenräder |
500 A | 440 mm | Europäische Jugendräder, Falträder |
450 A | 390 mm | Europäische Jugendräder |
400 A | 340 mm | Europäische Jugendräder |
ISO/E.T.R.T.O.
ISO Reifeninnendurchmesser | Klassische Bezeichnungen |
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635 mm | 28 x 1 1/2 700 B |
630 mm | 27 x irgendwas |
622 mm | 700 C, 28 x (zwei Dezimalbrüche) 29 Zoll und 28 x 1 1/2 F.13 in Kanada |
599 mm | 26 x 1.25 26 x 1.375 |
597 mm | 26 x 1 1/4 26 x 1 3/8 (S-6) |
590 mm | 26 x 1 3/8 (E.A.3) 650 A |
587 mm | 700 D |
584 mm | 650B 26 x 1 1/2 |
571 mm | 26 x 1 26 x 1 3/4 650 C |
559 mm | 26 x 1.00 bis 26 x 2.6 |
547 mm | 24 x 1 1/4 24 x 1 3/8 (S-5) |
540 mm | 24 x 1 1/8 24 x 1 3/8 (E.5) 600 A |
520 mm | 24 x 1 24 x 1 1/8 |
507 mm | 24 x 1.5 bis 24 x 2.125 |
490 mm | 550 A |
457 mm | 22 x 1.75 22 x 2.125 |
451 mm | 20 x 1 1/8 20 x 1 1/4 20 x 1 3/8 |
440 mm | 500 A |
419 mm | 20 x 1 3/4 |
406 mm | 20 x 1.5 bis 20 x 2.125 |
390 mm | 450 A |
369 mm | 17 x 1 1/4 |
355 mm | 18 x 1.5 bis 18 x 2.125 |
349 mm | 16 x 1 3/8 |
340 mm | 400 A |
337 mm | 16 x 1 3/8 |
317 mm | 16 x 1 3/4 |
305 mm | 16 x 1.75 bis 16 x 2.125 |
203 mm | 12 1/2 X irgendwas |
152 mm | 10 x 2 |
137 mm | 8 x 1 1/4 |
Überlegungen zu Reifenbreiten
Man kann zwar theoretische jeden Reifen mit jeder Felge benutzen, solange sie den Gleichen Reifeninnendurchmesser haben, jedoch ist es nicht weise dies in der Praxis durchzuführen.
Zu schmale Reifen führen schnell zu Felgenschäden oder ärgerlichen Plattfüßen.
Zu breite Reifen führen zu Reifenschäden. Diese Kombination hat zudem den Nachteil, dass das Fahrrad bei langsamen Geschwindigkeiten weiche Fahreingeschaften entwickelt. Der Trend bei Mountainbikes geht zur Zeit dahin, aus Gründen der Gewichtsersparnis die Grenzen des Sinnvollen zu überschreiten. Zu breite Reifen auf zu schnalen Felgen arbiten nicht gut zusammen, außer man pumpt die Reifen sehr stark auf. Das widerspricht jedoch dem Zweck der breiten Reifen und lässt ungünstige Kräfte auf die Seitenwäde der Reifen wirken.
Welcher Reifen passt sicher auf welche Felge? Alle Maße in mm | ||||||||||||||
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Reifenbreite | ||||||||||||||
Felgen- weite (innen) |
18 | 20 | 23 | 25 | 28 | 32 | 35 | 37 | 40 | 44 | 47 | 50 | 54 | 57 |
13 | X | X | X | X | ||||||||||
15 | X | X | X | X | ||||||||||
17 | X | X | X | X | X | |||||||||
19 | X | X | X | X | X | X | ||||||||
21 | X | X | X | X | X | X | ||||||||
23 | X | X | X | X | X | |||||||||
25 | X | X | X | X | X |
- Hinweis
Diese Tabelle kann etwas sehr konservativ aufgebaut sein. Manche Radfahrer überschreiten die genannten Kombinationen ohne Probleme.
Schlauchreifen
Schlauchreifen kommen meist nur im Renneinsatz vor. Ein Schlauchreifen hat keine Wulste und die beiden Kanten werden mit dem Schlauch innenliegend zusammengenäht. Schlauchreifen passen nur auf bestimmte Felgen und werden mit einer Klebelösung befestigt.
Es gab sechs verschiedene Größen, von denen nur zwei überlebt haben.
- Normalgroße Schlauchreifen passen auf Felgen mit dem gleichen Durchmnesser wie 622 mm (700 C) Wulstreifen. Gerne nennt man diese Reifen auch 28 Zoll Reifen oder 700er. Manchmal wird auch verwirrenderweise von 27 Zoll gesprochen. 27 Zoll ist ungenau und inzwischen obsolet. Manchmal findet man die Bezeichnung noch in altem gedruckten Unterlagen.
Bei Wulstreifen gibt es einen echten Unterschied zwischen 700 C und 27 Zoll. Bei Schlauchreifen ist das jedoch ein unrichtiges Unterscheidungsmerkmal. Wenn man von 27 Zoll Reifen liest, ist normalerweise immer der normalgroße Schlauchreifen gemeint, der bei Rennen benutzt wird. - 26 Zoll oder 650er Schlauchreifen sind kleiner und werden meist beim Zeitfahren oder Bahnrädern eingesetzt
- 24 Zoll, 22 Zoll, 20 Zoll und 18 Zoll Schlauchreifen wurden früher für Kinderrennräder eingestezt, sind inzwischen aber so gut wie ausgestorben
Siehe auch
Quelle
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tire Sizing von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.