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Einstellen des Lagerspiels bei Innenlagern

Version vom 8. Oktober 2016, 08:56 Uhr von Bikegeissel (Diskussion | Beiträge) (gif durch png ersetzt)

Dieser Artikel behandelt die nicht mehr gebräuchlichen Konusinnnelager, die seit den 1990er Jahren komplett durch Innenlager mit Lagerkartuschen ersetzt wurden. Der Originalartikel von Sheldon Brown stammt aus dem Jahr 1983. Die meisten neuen Fahrräder haben im Innenlager Lagerkartuschen, die modular aufgebaut sind, verbaut. Diese sind normalerweise weder einstell- noch wartbar. Stattdessen sollen sie als komplette Einheit getauscht werden, wenn die Kugelllager verschlissen oder verschmutzt sind.

Ein klassisches Kanusinnenlager. Ein Stirnlochschlüssel wird benutzt, um den Konterring zu lösen. Auf dem Bild sieht man einen Stirnlochschlüssel, der in zwei der Löcher der einstellbaren Lagerschale greift. Bottom brackets300-222.png Eine Innenlager mit Lagerkartusche. Man sieht das passende Keilverzahnungswerkzeug oberhalb des Lagers. Man muss zuerst die Kurbel demontieren, bevor man mit dem Werkzeug an das Lager herankommt. Siehe auch Auswahl und Montage eines Patronenlagers.

Dieser Artkel behandel die klassischen Konusinnenlager, die aus folgenden Komponenten aufgebaut sind:

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Werkzeuge und Betriebsstoffe

Aus- und Einbau von Innenlagerschalen wird in einem separaten Artikel detailliert erklärt. Darin finden sich auch Informationen über benötigte Werkzeuge - insbesondere eines improvisierten Werkzeugs zum Ausbau der rechten Innenlagerschale. Diese sollte jedoch nur ausgebaut werdem, wenn man sie tauschen muss, wie der Artikel deutlich macht.

siehe auch

Kunststoffhüllen

Wenn man ein Innenlager auseianderbaut und wieder zusammensetzt, gibt es einige Dinge zu beachten, um sein Fahrrad glücklich zu halten. Eines könnte sein, die Rohre und Kettenstreben mit LPS oder einer ähnlichen Flüssigkeit zu fluten, um Rost zu verhindern. John Allen empfiehlt hier "Jl P. Weigle Frame Saver", das in Deutschland wohl kaum verbreitet sein dürfte. Vermutlich hat das eine ähnliche Wirkung wie "Fluid Film". Ein weiteres Hilfsmittel ist, die Lagerkugeln vor Verschmutzung zu schützen. Dazu gibt es spezielle Kunststoffüberzüge (Akkordeonartig geformt), die genau für diesen Zweck gebaut sind, einen sehr guten Schutz bieten und kostengünstig sind. Alternativ lassen sich natürlich auch die Innenverkleidungen von Dosen oder Stücke aus Kunststofftassen nutzen. Glaube nicht, dass Du keinen Innenlagerschutz benötigst, weil die Sattelstütze von oben geschlossen ist! Obwohl offene Sattelstützen bei Fahrrädern ohne Schutzbleche der Hauptgrund für verschmutzte Innenlager sind, gibt es auch bei den sorgfältigst hergestellten Fahrrädern noch reste von Lot, Farbe oder Metallspänen in den Rohren, die sich im Innenlager wiederfinden. Das wird alles ausgelöst durch das Wunder der Gravitation!

Niemals Kugeln vermischen

Verwende Lagerkugeln niemals wieder. Neue Lagerkugeln sind sehr günstig und es ist ein ziemlicher Aufwand, gebrauchte Kugeln nach Verschleiß und Beschädigungen abzusuchen. Es ist auch sehr wichtig, dass alle Kugeln auf einer Lagerschale aus einer Produktionscharge stammen, so dass sie alle exakt die gleiche Größe haben. Hochqualitative Kugeln sollten eine Größenabweichung von höchstens wenigen zehntausendstel mm zueinander haben. Wenn man Kugeln aus verschiedenen Chargen vermengt, können diese Abweichungen auf tausendstel oder hundertstel mm anwachsen. Wenn die Unterschiede so groß sind, ist es fast so, als ob die kleinsten Kugeln komplett fehlen würden. Es verteilt sich mehr Belastung auf die übrigen größeren Kugeln.

Verwende lose Kugeln

Die meisten neueren Fahrräder werden mit Lagerkugeln im Haltering aus Kunststoff oder Metall ausgeliefert. Dadurch wird das Einsetzen der Kugeln einfacher, kostet aber üblicherweise Performance. Ein Standard-Drei-Teile-Innenlager nimmt elf lose 1/4-Zoll Kugeln pro Seite auf. Die meisten Halteringe beinhalten weniger Kugeln. Daher wird jede einzelne Kugel stärker belastet. Das erzeugt höhere Reibung und schnelleren Verschleiß.

Falls Dein Innenlager mit einem Haltering und weniger als elf Kugeln ausgestattet ist, empfiehlt Sheldon Brown, diese durch EInzelkugeln zu ersetzen. das ist nicht sonderlich schwierig, wenn man weiß wie es geht. Der Rahmen sollte auf der rechten Seite liegen und die feststehende Lagerschale sowie die Hülle sind bereits montiert. Jetzt sollte man eine Menge Fett in beide Lagerschalen verteilen. Jetzt lege die elf Kugeln in die einstellbare (linke) Lagerschale. Jetzt stecke die kürzere Seite der Welle durch die Lagerschale, so dass sie die Kugeln in Position hält, auch wenn Du zu dünnes Fett verwendest. Jetzt drehst Du das gesamte Gebild so um, dass die Lagerschale oben ist und stelle sie zur Seite, so dass die Welle das Gebilde trägt (Es gibt eine Konvention die besagt, dass man sie in die rechte Kurbel steckt. Das Kettenblatt verhindert das Umkippen). Als nächste stecke einen Finger durch das Loch der feststehenden Lagerschale, damit die Kugeln nicht herausfallen können. Nun platziere die elf Kugeln im Kreis rund um Deinen Finger. Nun nimm die Welle mit der einstellbaren Lagerschale in die Hand und führe sie abwärts, bis die Welle auf Deinem Finger, der durch die feststehenden Lagerschale steckt, aufsitzt. Jetzt führe die Welle weiter hinab, bis Du die Lagerschale festschrauben kannst. Halte die Welle jedoch so lange von mit dem Finger fest, bis die einstellbare Lagerschale gut festgeschraubt ist. Wenn Du die Welle zu früh loslässt, werden die Lagerkugeln aus Ihrer Position rutschen.

Innenlager einstellen

Immer wenn man ein Konuslager einstellt, möchte man mit einem (möglichst) perfekten abschließen. Im Falle von Innenlagern hat die Hardware einige Eigenarten, die dieses Ziel unerreichbar erscheinen lassen. Hier sind einige Tipps, diese Eigenarten anzugehen.

Das Einstellen des Lagerspiels bei Innenlagern ähnelt dem Einstellen des Lagerspiels bei Konuslagern an Laufrädern, ist aber etwas komplizierter. Bei Laufradkonen wird durch Anziehen des Konterrings die Vorspannung des Kugellagers höher. Beim Anziehen des Konterrings beim einstellbaren Innenlager wird die Vorspannung manchmal höhe und manchnal niedriegr. daher wird das Legr mal fester mal lockerer.

Wenn der Konterring gegen die Außenkante des tretlagergehäuses drückz, wird die einstellbare Lagerschale etwas nach Außen gedrückt. Wenn das das einzige ist, was passiert, dann wird das Kugellager lockerer. Jedoch wird manchmal durch die Reibung des Gewindes die einstellbare Lagerschale mitgedreht. In diesem fall wird die Voreinstellung fester. Man kann bei keinem Fahrrad vorhersagen, welcher Fall eintreten wird, außer man probiert es aus.

Aus diesem Grund ist es reine Zeitverschwendung die Einstellung des Innenlagers zu beurteilen bevor der Konterring nicht vollständig festgezogen ist. Wenn man ein Innenlager einstellt, dass dazu tendiert die Legerschale durch Reibung mitzuziehen, kann es sein, dass man versucht ist, die Lagerschale mit dem Zweizahnwerkzeug festzuhalten. Das ist jedoch keine gute Idee, weil man sehr hohe Kräfte auf die Zähne des Werkzeugs ausübt. Daher ist es besser, der Lagerschale die Bewegung zu erlauben und mit etwas "Vorhalt" zu arbeiten (Kentucky windage).

In den Fällen, in denen die lagerschale sich mit den Konterring mitbewegt, wird das Lagerspiel minimiert, wenn man den Konterring fester anzieht. Wenn die Voreinstellung zu fest wird, löse den Konterring und die lagerschale gemeinsam, dann bewege den Konterring im Uhrzeigersinn auf der Lagerschale, dann ziehe den Konterring auf der Lagerschale wieder an bis das System fest ist. Jetzt kontrolliere wieder das Lagerspiel. Ist das Ganze immer noch zu fest, wiederhole den Vorgang. Wenn es zu lose ist, löse beide Teile leicht, bewege den Konterring gegen den Uhrzeigersinn und ziehe beide Teile wieder fest.

Im anderen Falle, wenn der Konterring angezogen werden kann, ohne dass sich die Lagerschale bewegt, muss man zuerst die einstellbare Lagerschale so fest anziehen, dass das Lager etwas zu fest vorgespannt ist, dann zieht man den Konterring fest. Der Konterring wird die verstellbare Lagerschale etwas herausziehen und wenn Du vorher gut geschätzt hast, ist das Innenlager perfekt eingestellt.

Lass Deine Hände lernen

In jedem Fall ist der ganze Prozess durch systematisches Ausprobieren geprägt. Mit Erfahrung kann man lernen, die Einstllung mit wneigen Versuchen korrekt hinzubekommen. das erfordert jedoch, das man seine Hände trainiert. Wenn man die Aufgabe nicht oft ausgeführt hat, solte man erwarten, dass man fünf bis zehn Versuche benötigt, bis man die Einstellung gut ausgeführt ist.

Nimm Dir Zeit und sei geduldig. Je näher man der idealen Einstellung kommt, desto kleiner werden die notwendigen Korrekturschritte.

Die Bewertung der Einstellung ist grundelegend so wie bei Einstelln des lagersoiels an Laufrädern. Die Perfektion besteht darin, dass kein Spiel und keine Reibung vorhanden ist. Jedoch ist die perfekte Einstellung in diese tal der Tränen nicht wirklich erreichbar. Daher ist es das Ziel, beide Faktoren zu minimieren.

Das Innenlager wird deutlich mehr Kräften ausgesetzt als die Laufradlager. Es ist nahezu unmöglich, dass sich die EInstellung genau so perfekt anfühlt wie bei einem guten Laufradlager. Die Einstellung des Lagersoiels sollte immer mit demontierten Kurbeln vorgenommen werden.

Tresorknacker

Zuerst stelle das Lagerspiel so ein, dass es klar zu lose ist. Jetzt drehe die Weille langsam mit den Fingerspitzen. Lasse dabei die Finger nicht über die Welle Rollen, sondern halte die Finger statiusch und drehe aus dem Handgelenk heraus. Die Finger müssen die ganze Zeit konstant und leicht die Welle berühren.

Sheldon Brown stellte sich immer vor, er sein ein Tresorknacker, der den Drehknopf eines Safes dreht und spüren will wie sich die Kippschalter bewegen. Drehe die Welle in mehreren vollständigen Umdrehungen in beide Richtungen. Du solltest an keinem Punkt Rauhheit oder Unregelmäßigkeiten spüren. Falls Du dennoch etwas spürst, ist das ein SIgnal, dass die Welle, die Lagerschalen oder Lagerkugeln beschädigt sind oder es befindet sich Dreck im Lager.

Merke Dir wie leicht sich die Welle bewegen ließ als das Lager zu locker eingestellt war. Es sollte sich nach abgeschlossener Justierung genauso leicht bewegen lassen.

Lagerspiel lässt sich prüfen, indem man versucht das Ende der Welle rauf und runter zu bewegen. Idealerweise sollte die Welle kein Spiel aufweisen. Jedoch in fast allen Fällen, wird das Lager blockieren, wenn Du das Spiel vollständig eliminiert hast. Im Zweifelsfall sollte das Lager ein klein wenig zu locker sein als zu fest. Jedoch ist Jobst Brandt in dieser Hinsicht genau umgekehrter Meinung. Nach Sheldon Browns Erfahrung können ausschließlich Campagnolo Innenlager spielfrei eingestellt werden und dennoch völlig widerstandsfrei laufen.

Ein wenig zur Terminologie

Es gibt eine kontroverese Diskusion um die Begriffe Achse und Welle. Entweder haben Laufräder Achsen und Innenlager Wellen der genau umgekehrt. In einer älteren Fahrradzeitschrift (Bicycle aus dem USA) wurde die Unterscheidnung so begründet, dass sich das eine dreht und das andere nicht. Daher wird hier darauf abgeziehlt, dass sich Achsen nicht drehen und dass Wellen sich drehen. Darus folgert Sheldon Brown, dass Innenlager eine Welle haben. Sheldon Brown meinte dazu, dass er kein Problem damit hätte, wenn jemand von Laufradwellen und Innenlagerachsen spräche. Er hatte eher Probleme damit, wenn jemand von einem "Kurbelarm" sprach. Enwteder solle man von einer Kurbel oder einem Arm sprechen, aber die Wortredundanz vermeiden, weil sie nicht zweckdienlich sei!

Siehe auch

Quelle

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Rebuilding a Cup and Cone Bottom Bracket von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.