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Gangschaltung - das unbekannte Wesen

Ein Fahrrad mit mehreren Gängen ermöglicht es Dir, Anstiege bequem hinauf zu fahren, bei denen Du mit einem Singlespeeder aufstehen und stampfenoder gar absteigen und schieben müsstest. Auch kann man bergab oder mit Rückenwind schneller fahren.

Kadenz

Jeder Fahrradfahrer hat seine ideale Kadenz (Pedaliergeschwindigkeit) und einen idealen Pedalwiderstand, der sich am besten treten lässt. Wenn Du mit Deiner idealen Kadenz tritts, wirst Du die größtmögliche Kraft aufwenden, die Du über einen längeren Zeitraum effizient aufwenden kannst. Diese Kadenz wählst Du über die Gangschaltung aus. Der Gang, der Deine ideale Kadenz erlaubt, hängt von der Steigung bzw. dem Gefälle Deines Weges, den Winbedingungen und Deiner Kondition ab.

Hoch oder niedrig?

Ein hoher Gang bedeutet mehr Widerstand. Wenn Du für die gegebenen Bedingungen einen zu hohen Gang wählst, bist Du gezwungen in einer niedrigeren Kadenz zu treten. In einer zu niedrigen Kadenz zu treten bedeutet Energieverschwendung. Zudem erhöhst Du das Risiko von Muskelkater oder Gelenkschäden (speziell Knie und Hüfte).

Ein niedriger Gang erlaubt es, die Pedale sehr leicht zu bewegen. So kann man in deutlich höheren Kadenzen fahren. Wenn man einen schnellere als die ideale Kadenz fährt, kann man kurzzeitig mehr Geschwindigkeit aufbauen. Jedoch wirst Du schneller müde werden, falls Du die sehr hohe Kadenz länger aufrecht erhalten willst.

Das perfekte Fahrrad

Besäßest Du ein perfektes Fahrrad mit einer unendlichen Zahl an möglichen Gängen, könntest Du dafür Sorge tragen, dass Du immer die ideale Kadenz mit immer dem gleichen Kraftaufwand trittst. Natürlich wäre das Fahrrad bergauf deutlich langsamer und schneller bergab. Deine Beine würden den Unterschied niemals merken.

Unerfahrene Fahrradfahrer pedalieren oft in zu niedrigen Kadenzen (zu hoher Gang). Sie denken, dass das ein gutes Training sei, da man härter in die Pedale treten muss. Das ist jedoch eine Illusion.

Gewicht heben oder schwimmen?

Stelle Dir zwei unterschiedliche Übungen vor: Gewichtheben und Schwimmen. Wenn Du ein halbes Dutzen mal 100kg gestmmt hast, kannst Du duschen gehen. Hohe Belastung, wenige Wiederholungen. Beim Schwimmen muss man jedoch sehr wenig Widerstand überwinden. Man bewegt lediglich Füße und Hände durch's Wasser - mit vielen Wiederholungen.

Stampfen vs. Spinnen

Stampfen in einem hohen Gang bei niedriger Kadenz ist wie Gewichtheben. Man kann so hervorragend Muskelmasse aufbauen und die Beine dick machen. Jedoch ist der Effekt für Herz und Lunge gering. Zudem ist die Gefahr recht hoch, dass man sich verletzt, wenn man es übertreibt.

Spinning in einem niedrigen Gann bei hoher Kadenz ist mehr dem Schwimmen ähnlich. Die schnelle Bewegung macht die Beine geschmeidig und beweglich. Diese Form der Bewegung ist hoch aerob und Verschleißerscheinungen an den Gelenken werden minimiert. Je häufiger man diese Form des Fahrradfahrens durchführt desto leichter und komfortabler wird sie.

Den Füßen sicheren Halt geben

Pedale mit Pedalhaken oder Klickpedale erleichtern das effektive spinnen. Zudem erhöhen sie die Sicherheit, das sie die Füße davon abhalten, von den Pedalen zu rutschen. Beide Systeme sind sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Erfahrene Fahrradfahrer halten sie aber für unersetzlich.

Das A und O der Gangschaltung

Bei einem 10 Gang-Fahrrad besitzt das Fahrrad vorne zwei Kettenblätter, die mit der Kurbel verbunden sind. Am hinteren Ende der Kette besitzt das Fahrrad fünf Ritzel, die mit der Nabe des Hinterrads verbunden sind. Die 2 Kettenblätter kombinieren mit den fünf Ritzeln theoretisch 10 verschiedene Gänge bzw. Übersetzungen. Diese Art des Schaltungsaufbaus erfordert jeweils eine Schaltvorrichtung vorne und hinten. Komplizierter wird es eigentlich nicht mehr.

Bei einem 27-Gang-Fahrrad ist es eigentlich das Gleiche. Jedoch sind vorne drei Kettenblätter und hinten neun Ritzel. Weiterhin gibt es zwei Schaltvorrichtungen und zwei Schalthebel.

Der linke Schalthebel schaltet den Umwerfer auf den Kettenblättern und der rechte Schalthebel schaltet hinten über die Ritzel.

Wie die Gangschaltung funktioniert

Bei der Kettenschaltung wird die Kette mittels Schaltwerk und Umwerfer von einem Kettenblatt bzw. Ritzel zum nächsten bewegt während sich die Kette weiter vorwärts bewegt.

Der Umwerfer ist eine einfache Führung, die die Kette seitwärts bewegt.

Das Schaltwerk ist ein wenig komplizierter aufgebaut, da dort Federn und Schaltrollen untergebracht sind, die die Länge der Kette anpassen, wenn auf unterschiedlich große Ritzel geschaltet wird.

Immer vorwärts treten

Die Kette kann nur seitwärts bewegt werden, während sie sich vorwärts bewegt. Daher kannst Du mit der Kettenschaltung nur sauber schalten, wenn Du weiter vorwärts pedalierst.

Das Schaltwerk schaltet mit dem unten liegenden Teil der Kette, der unter leichter Spannung durch die Schaltrollen und Federn steht.

Der Umwerfer benutzt zum Schalten den oben liegenden Teil der Kette. Das ist der Teil, der die Kraftübertragung auf das Hinterrad übernimmt. Daher wird der Schaltvorgang am Umwerfer nicht so gut funktionieren, wenn die Kette unter hoher Last steht oder besonders langsam bewegt wird (bzw. wenn beides zutrifft).

Das Schaltwerk wird auch unter Last schalten. Für die Kette ist es jedoch besser, wenn man die Last der Kette etwas aufhebt während man schaltet.

Was ist was

Versuche Dir das Schalten mit Kettenschaltung unter dem Aspekt "Wo befindet sich die Kette?" vorzustellen. Das funktioniert besser als sich die Position der Schalthebel zu merken.

Die weiter innen liegenden Ritzel und Kettenblätter ergeben niedrigere Gänge. Die außen liegenden Ritzel und Kettenblätter ergeben die höheren Gänge.

Versuche Gangkombinationen zu vermeiden, die einen extremen Winkel der kette nach sich ziehen. Diese "Über-Kreuz" Gänge sind schlecht für die Kette und Ritzel (und Kettenblätter). Besonders schlecht ist die Kombination aus kleinstem Kettenblatt und kleinstem Ritzel. Diese sehr geräuschvolle und ineffiziente Kombination sorgt für eine sehr frühes Ableben der Kette.

Siehe auch

Quelle

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Understanding Your Gears von der Website Sheldon Browns. Originalautor des Artikels ist Sheldon Brown.