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Innenlager ausbauen

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Die meisten Gewinde am Fahrrad sind Rechtsgewinde d.h. die Schraube wird im Uhrzeigersinn festgedreht und gegen den Uhrzeigersinn gelöst. Am Innenlager und bei einem Pedal kann dies jedoch andersherum sein. Sie haben je nach Seite ein Linksgewinde, damit sie sich beim Fahren nicht losdrehen. Am häufigsten sind Innenlager mit B.S.C.-Gewinde, erkennbar an den Abmessungen von 1,37"x24 TPI. Die rechte Lagerschale besitzt als Schutz gegen Selbstlösen ein Linksgewinde. Das heisst, das beide Lagerschalen zum Öffnen in Fahrtrichtung gedreht werden müssen. Bei italienischen und französischen Rahmen oder Lagern hingegen weist die rechte Lagerschale häufiger ein Rechtsgewinde auf.


Genereller Hinweis:
Um die korrekte Gewinderichtung ermitteln zu können, solltest du vor dem Ausbau folgende Informationen in Erfahrung bringen! Doch Achtung, dies kann auch von Modell und Baujahr abhängig sein, daher unbedingt die Herstellerinformationen beachten und/oder einen Zweiradmonteur fragen!
Lagerfabrikant
Shimano, FAG, Campagnolo usw.
Rahmenherkunft
Italien, England, Deutschland usw.


Das Wesentliche, das man beim Innenlagerausbau falsch machen kann, ist es, mit dem Werkzeug abzurutschen und die Lagerschalen, den Rahmen oder sich selbst zu beschädigen! Daher sollte der Ausbau immer mit passendem Werkzeug erfolgen! In der Regel kannst du das Werkzeug auch mit einem Schnellspanner durch die Tretlagerwelle sichern, oder nimm Schraube, Bolzen und Unterlegscheiben die passen.

Die Herstellerinformationen sind daher nicht nur wichtig, um die genaue Drehrichtungen zu bestimmen, sondern auch um den benötigten Werkzeugtyp zu ermitteln. Als Werkzeug eignet sich am besten, neben der passenden Abziehernuss, eine grosse Ratsche bzw. Knarre. Als alternative Hebelverlängerung, kannst du dir noch ein passendes Rohr besorgen das über die Knarre passt.

Als ersten Anhaltspunkt zur Bestimmung der Gewinderichtung kann Dir unser Spickzettel bzgl. Gewindetypen und Gewindemaße dienen.

Waren die Gewinde vor dem Einbau gut eingefettet, Du hast das passende Werkzeug zur Hand und die exakte Drehrichtung ist bekannt, sollte der Ausbau eigentlich kein Problem mehr sein.

Doch jetzt stehst Du da, der Rahmen ist nackt, soll eigentlich zum Lackierer, aber das Innenlager will nicht aus dem Rahmen. Woran kann es liegen?

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Schraubenkleber

Um das Selbstlösen der rechten Lagerschale bei Ausführungen mit Rechtsgewinde wirksam zu verhindern, sind diese häufig besonders fest angezogen oder mit einem Schraubenkleber gesichert. Wurde ein Schraubenkleber verwendet, hilft es möglicherweise, das Lager warm zu machen und es im erwärmten Zustand noch einmal zu versuchen. Wenn z.B. Loctite wieder kalt wird, wird es wieder fest.

Korrosion

Sind die Schalen des Lager aus Aluminium und nicht aus Stahl und beim Einbau in einen Stahlrahmen wurde nicht reichlich mit Fett gearbeitet, hat man im Gewinde Kontaktkorrosion vom Allerfeinsten. Das hält wie festgeschweißt. Da die Lagerschalen eben aus weichem Alu sind, entfällt auch die Methode „rohe Gewalt (RG)“ so würden nur die Montagenuten in den Lagerschalen beschädigt und im schlimmsten Fall vollständig ausreißen.

Aluminium-Rahmen - Aluminium-Lagerschale

Bei Alurahmen gibt man ein Kriechöl wie WD-40, Caramba o.ä. in das Gewinde zwischen Lagerschale und Rahmen . Das Ganze darf ruhig etwas länger ziehen, damit es seine volle Wirkung erzielen kann. Empfehlungen gehen von 1-2 Tagen bis zu 1-2 Wochen. Auch hier kann das zuführen von Wärme hilfreich sein. Die Materialen dehnen sich unterschiedlich aus, lösen somit einen Teil der Korrosion und das Kriechöl kann tiefer eindringen. Kriechöl eignet sich natürlich auch für andere Materialkombinationen und Gewindetypen.

Stahl-Rahmen - Aluminium-Lagerschale

Bei Stahlrahmen und einer Alu-Innenlagerschale hilft Ammoniak. Das Ammoniak löst Aluminium auf. Doch Achtung, auch Alu-Rahmen können beschädigt werden - daher nur bei Stahlrahmen verwenden!

Großer Hebel

Bei "festgefressenen" Innenlagern kann es zudem helfen, den Abzieher in den Schraubstock zu spannen und den Rahmen zu drehen. Die Abziehernuss kann man beispielsweise mit einem Schnellspanner durch die Welle sichern oder mit einer Kurbelschraube (nicht-ganz-)fest schrauben. Der Rahmen wirkt dabei als Hebel, deswegen unbedingt darauf achten, dass Du in die richtige Richtung drehst, ansonsten wird das Tretlagergewinde stark beschädigt!

Schlagschrauber

Die druckluftbetriebenen Schlagschrauber kennen sicher viele aus der KfZ-Werkstatt oder vom Pit-Stop in der Formel 1. Diese Geräte können entweder langsam oder schnell sehr hohe Drehmomente aufbauen, was bei festgefressenen Innenlagern die letzte relativ sanfte Rettung sein kann. Eigentlich hat kein Fahrradmonteur ein solches Gerät in der Werkstatt (auch keinen elektrischen), weshalb man mit Rahmen und Innenlagernuss die nächste KfZ-Werkstatt aufsuchen sollte. Der Vorteil ist, dass diese Leute das Lösen der Lagerschalen - wenn überhaupt - dann aber sogar kostenlos machen. Trinkgeld nicht vergessen!

Bei Stahlrahmen ist diese Methode sicher unbedenklich. Sprödere Alu-Rahmen können hingegen reißen. Das machten sie sowieso auch bei den anderen Methoden. Beim Ausbau eine Lagerschale bei einem Schmied hatte ich als derjenige, der den Rahmen per Hand festgehalten hat, allerdings nicht den Eindruck, dass dort allzu hohe Kräfte wirkten.

Wichtig: Der Schlagschrauber sollte natürlich nur Kraft in Rotationsrichtung ausüben, es gibt auch Geräte, die z.B. beim Einschrauben auch eine Kraftwirkung längs der Achse ausüben, wie diese Geräte sich beim Herausschrauben verhalten, sollte man vorher wissen.

Ein Abrutschen des Werkzeuges ist nach meiner letzten Erfahrung mit einem Schlagschrauber kein Problem. Es treten keine seitlichen Kräfte auf wie zwangsläufig mit per zittriger Hand betriebenen Hebeln, so dass ein Ausscheren der Nuss aus der Lagerschale nicht passieren sollte. Auch die Axialkraft wie man sie von Kreuzschlitzschrauben kennt, die dafür sorgt, dass einem der Schraubendreher entgegenkommt und durchrutscht, wenn man ihn nicht beim Rein- und Rausschrauben gegen die Schraube stemmt, ist dank der vielen Zähne der Innenlagerschalen kein Problem.

Es könnten höchstens noch sämtliche Nuten auf einmal abbrechen. Dann waren Rahmen und Lagerschale aber so kaltverschweißt oder korrodiert, dass man nur mit aggressiver Chemie (im Falle eines Stahlrahmens und Alulagerschalen) oder Ausbohren die Teile herausbekommt. Ein neuer Rahmen oder ein Reparaturinnenlager sind dann angesagt.

Fazit: Bevor mir die Nuss wieder abrutscht beim fummeligen Rausschrauben mit dem Drehmomentschlüssel und die empfindlichen Alunuten beschädigt, gehe ich lieber wieder zum Schmied um die Ecke.

Hitze und Kälte

Das Lager löst sich immer noch nicht? Dann kann man eine CO2 Patrone auf die Lagerschale entleeren. Bei Kälte zieht sich Aluminium stärker zusammen als Stahl. Kein Effekt? Dann arbeite etwas schneller und versuche es noch einmal.

Alternativ kann man auch erst den Rahmen und das Innenlager zusammen stark erwärmen bis das Fett fast kocht. Mit Icespray oder einer CO2 Patrone die Lagerschale runter kühlen und dann sehr schnell mit großer Kraft die Lagerschale drehen. Kein Effekt? Dann arbeite etwas schneller und versuche es noch einmal.

Methode Schraubstock

Kann das Lager geopfert werden und besitzt einen Kragen der außerhalb des Innenlagers liegt, kann der Schraubstock auch als direktes Werkzeug benutzt werden. Mit der Säge werden zwei glatte Stirnflächen an der Lagerschale geschaffen. Das Ganze einspannen und in die richtige Richtung drehen! Den Rahmen dabei als Hebel verwenden. Doch, bitte-bitte-bitte, auch hier auf die genaue Drehrichtung achten!

Diese Methode eignet sich vor allem dann, wenn die Lagerschale schon stark beschädigt ist und nicht mehr mit dem dafür vorgesehenen Werkzeug ausgebaut werden kann.

Innenlager mit Plastikschalen

Mit welchem Trick man die Plastikschale aus dem Innenlagergehäuse entfernt? Zur Not herausschmelzen! Am besten eignen sich Campinggas-Kocher und ein großer Hammer. Der Gaskocher hat eine schöne breite Flamme. Hier kann man einfach den Rahmen mit dem Tretlagergehäuse auflegen. Ist das Plastik weich, reicht ein fester Schlag mit dem Hammer und das Lager sollte draußen sein. Allerdings ist die Methode dafür bekannt, dass der Lack beschädigt werden kann (alleine weil schon der eine oder andere Hammerschlag daneben gegangen ist). Dennoch hat der Einsatz eines Lötbrenners schon große Wunder bewirkt und vielen Personen zu einer Lösung verholfen. Nicht vergessen, das Gewinde danach nachzuschneiden.

Wenn das Lager ausgebaut ist und nur noch die Plastikschale festsitzt, kann man auch eine Metallsäge hernehmen. Man sollte jedoch acht geben, dass man das Gewinde nicht mit ansägt.

Ausbohren

Ausbohren kann man sein Lager natürlich auch. Einfach einen Kranz um die Welle bohren und herausschlagen. Du solltest jedoch beachten, dass nicht viel Platz zwischen Tretlagergewinde und Innenlager ist und das Gewinde schnell ein paar Macken bekommen kann.

Zu guter Letzt

Es kommt immer mal vor, das Rahmen und Innenlager eine untrennbare Ehe eingehen. Gerade bei günstigen Rahmen lohnt sich dann ein professioneller Ausbau allein aus finanziellen Gründen nicht mehr. Dennoch, geht alles schief, dann ab zum Profi mit dem Rahmen, oft kann man noch den einen oder anderen Tipp abstauben. Alternativ probiere noch einmal alle Methoden mit mehr RG (= Roher Gewalt).

Doch bedenke: Der weise Fahrradschrauber versucht zuerst den zerstörungsfreien Weg.

Sollte der Ausbau dennoch das Gewinde zerstören, dann gibt es sogenannte Reparaturinnenlager, die ohne Gewinde auskommen. Diese kannst du am besten bei deinem Fahrradladen in der Nachbarschaft bekommen.

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Siehe auch